18. Mai 2025
Eurovision Song Contest: Das müssen Sie über den österreichischen ESC-Sieger JJ wissen
Er wuchs in Dubai auf, sang an der Wiener Staatsoper und beeindruckte in einer Castingshow Superstar Tom Jones: JJ, bürgerlich Johannes Pietsch, hat für Österreich den ESC gewonnen.

Er wuchs in Dubai auf, sang an der Wiener Staatsoper und beeindruckte in einer Castingshow Superstar Tom Jones: JJ, bürgerlich Johannes Pietsch, hat für Österreich den ESC gewonnen.

Der Song beginnt als sanfte Ballade mit minimaler Instrumentalisierung, steigert sich im Refrain zur fesselnden Opernarie und mündet schließlich in eine Elektro-Nummer mit stampfenden Beats, dazu die dramatische Inszenierung eines Überlebenskampfs auf hoher See: Der österreichische Sänger JJ, bürgerlich Johannes Pietsch, hat mit seinem Titel „Wasted Love“ den Eurovision Song Contest in Basel gewonnen. Produziert wurde das Lied unter anderem von Pele Loriano. Der Mann, der im Vorjahr auch an dem Titel „The Code“ des Schweizer ESC-Siegers Nemo beteiligt war. 

JJ rangierte vor den Finale in den Wettbüros weit vorne, als Gewinner hatte ihn aber kaum jemand auf dem Zettel. „Meine Träume sind wahrgeworden. Man darf den Buchmachern nie vertrauen“, sagte der 24-Jährige nach seinem Triumph. Nach Udo Jürgens im Jahr 1966 („Merci Chérie“) und Conchita Wurst im Jahr 2014 („Rise Like a Phoenix“) ist er der dritte Österreicher, der beim ESC ganz oben steht.

Geboren wurde Pietsch 2001 in Wien. Sein Vater ist ein österreichischer IT-Fachmann, seine Mutter eine philippinische Köchin. Die Zeit bis zu seinem 15. Lebensjahr verbrachte der ESC-Sieger mit seiner Familie in Dubai, besuchte dort die Deutsche Internationale Schule. Seine Freunde gaben ihm den Spitznamen JJ, den er inzwischen als Künstlernamen verwendet. Schon früh kam er in Berührung mit Musik, begeisterte sich für Opernarien von Maria Callas und Montserrat Caballé sowie klassische Werke von Mozart. Aber auch zeitgemäße Musik kam nicht zu kurz: Seine Eltern veranstalteten jedes Wochenende eine Karaoke-Party. So lernte Pietsch die Vermischung von Pop und Klassik, ein Spagat, der ihm bis heute gelingt.

ESC 2025: Sänger JJ siegt für Österreich

2016 zog die Familie von Dubai zurück nach Wien. Dort machte Pietsch seinen Schulabschluss und absolvierte anschließend eine Ausbildung an der Opernschule der Wiener Staatsoper. Als Countertenor sticht er heraus, seine hohe Sopranstimme wurde zu seinem Markenzeichen. 2020 nahm er an der britischen Talentshow „The Voice“ teil, in der Jury saß damals unter anderem Superstar Tom Jones. Ein Jahr später schaffte es JJ in dem österreichischen Castingformat „Starmania“ bis ins Finale. Seit 2023 studiert er Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) und macht jeden Tag mindestens drei Stunden Gesangstraining. Zuletzt stand Pietsch auch regelmäßig auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Bis Februar dieses Jahres trat er als einer der Knaben in Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ auf.JJ The Voice

„Von der Zauberflöte zum Sieg beim Song Contest, das ist doch irgendwie eine Geschichte, die nur in Österreich stattfinden kann“, schrieb Opern-Direktor Bogdan Roščić nach JJs Sieg. „Aber wer auf der Bühne der Wiener Staatsoper die Nerven behält, der meistert eben auch einen Auftritt vor 150 Millionen Menschen.“ Glückwünsche kamen auch vom Sender ORF, der den österreichischen Vorentscheid mitorganisiert hatte, aus dem JJ als ESC-Kandidat hervorging. Zugleich gab es aber auch kritische Stimmen, wie die Veranstaltung eines solchen Großevents im kommenden Jahr finanziert werden soll. „Wir werden schauen müssen, alles was wir haben, so zusammenzukratzen, dass wir es gut über die Bühne bringen“, sagte ORF-Programmchefin Stefanie Groiss-Horowitz.

ESC-Sieger JJ dürfte sich darüber noch keine Gedanken machen, bei ihm überwog die Freude. Auf der Pressekonferenz nach seinem Triumph rief er: „Leitln, wir hab’n den Schaß gewonnen. I bring’s hoam!“