
Der größte Landschaftspark Zentraleuropas erstreckt sich beiderseits der Neiße. Seine Erhaltung wurde nach 1990 zur länderübergreifenden Aufgabe – und gekrönt mit einem begehrten Titel.
Die Anerkennung als Unesco-Welterbe hat die grenzüberschreitende Wiederherstellung des Muskauer Parks vorangebracht. „Ohne die Auszeichnung als deutsch-polnische Welterbestätte wäre vieles gar nicht möglich gewesen“, sagte der Geschäftsführer der Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“, Cord Panning. Früher habe die Anlage eher an eine Ruine, teils einen Dschungel erinnert. Mit Hilfe der Förderung des Bundes, aus Warschau und Sachsen, seien nun die zentralen Bereiche saniert. Das hätte ohne den Welterbetitel auf der Kippe gestanden, so Panning.
An die Geschichte wird an diesem Mittwoch aus besonderem Anlass beiderseits der Grenze erinnert: Fast auf den Tag genau vor 20 Jahren war die Urkunde der Unesco inmitten des Gartendenkmals übergeben worden. Zum Festakt am Mittwochnachmittag wird neben Hanna Wróblewska, Kulturministerin von Polen, auch Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer sowie ein Vertreter der Unesco aus Paris erwartet.
20 Jahre Welterbetitel
Hermann von Pückler-Muskau (1785-1871) ließ den weitläufigen Landschaftsgarten zwischen 1815 und 1845 anlegen. Der Fürst bezog dabei die Neiße ein, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges allerdings zum Grenzfluss wurde. Seit 1945 erstreckt sich der rund 830 Hektar große Park zu etwa zwei Dritteln auf polnischem Boden. Durch einen gemeinsamen Antrag von Deutschland und Polen war es gelungen, Pücklers Meisterwerk auf die Unesco-Liste zu bringen. Bei der Nominierung habe sich eine veränderte Regelung als hilfreich erwiesen, wonach grenzüberschreitende Projekte gegenüber rein nationalen Stätten außerhalb der Konkurrenz liefen, so Panning.
Im Juli 2004 wurde auf der Sitzung des zuständigen Unesco-Komitees im chinesischen Suzhou entschieden, den Muskauer Park ins Welterbe aufzunehmen. In der Begründung hieß es, die Anlage sei „ein außergewöhnliches Beispiel eines europäischen Landschaftsparks sowie einer künstlerischen Ideallandschaft“. So steht es auch in vier Sprachen auf der erneuerten Gedenkplatte, die am Mittwoch an der Doppelbrücke auf der Jeanetteninsel enthüllt wird. Sie ersetzt die vor einem Jahr verschwundene Bronzetafel mit gleicher Inschrift. Die Platte war von dem 2005 dort aufgestellten Gedenkstein gestohlen worden.
Zusammenarbeit über Grenzen hinweg
Für das gemeinsame kulturelle Erbe als binationale Welterbestätte arbeitet die 1993 gegründete Stiftung auf deutscher Seite mit dem Nationalen Institut für das kulturelle Erbe in Warschau und dessen Außenstelle in Łęknica, der Nachbarstadt von Bad Muskau, zusammen. Allein für die deutsche Seite seien seit 1993 rund 60 Millionen Euro an Investitionen in den bekannten Park geflossen, hieß es.
Panning erinnerte daran, dass sich die Parkteile in den beiden Ländern nach der Grenzziehung völlig losgelöst voneinander entwickelten. „Östlich der Neiße wuchsen Freiflächen komplett zu“, sagte der Parkdirektor. Sichtachsen, die dadurch verloren gingen, seien mittlerweile wieder hergestellt. Die 1945 zerstörten Brücken in Pücklers Gartenkunstwerk wurden wiederaufgebaut, ebenso wie das Neue Schloss, das kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges ausgebrannt war und über Jahrzehnte als Ruine im Park stand.
Seit Verleihung des Unesco-Titels sei das Besucherinteresse spürbar gestiegen, hieß es. Nach Stiftungsangaben kommen jährlich schätzungsweise rund 330.000 Menschen in den frei zugänglichen Park. Der Anteil polnischer Gäste habe in den zurückliegenden Jahren deutlich zugenommen.