3. Juni 2025
"Kitchen Impossible": Kuscheln, schummeln, glücklich sein: Tim Mälzers Liebesgrüße aus New York
Zwei Sterneköche aus Österreich drohen Tim Mälzer in "Kitchen Impossible" mit einem zweiten Córdoba. Doch beim Heimspiel in New York kommt für die "Best Friends" alles anders.

Zwei Sterneköche aus Österreich drohen Tim Mälzer in „Kitchen Impossible“ mit einem zweiten Córdoba. Doch beim Heimspiel in New York kommt für die „Best Friends“ alles anders.

Ein Triell unter Freunden soll die sechste Folge der Jubiläumsstaffel von „Kitchen Impossible“ werden. Heraus kommt eine kulinarische Karussellfahrt voller Liebe, die haarsträubende Aussetzer dreier Spitzenköche ebenso offenbart wie deren bewundernswerte Gabe, sich auf geniale Art und Weise an den eigenen Haaren aus dem Kessel der Ahnungslosigkeit zu ziehen.

„Kitchen Impossible“: All you need is love

So viel Liebe wie in dieser Folge wehte selten durch die Küchen, in denen Mälzer mit und gegen seine Kochkollegen antritt. Das beginnt mit der Liebe zu New York, die Edi Frauneder, Mario Lohninger und Tim Mälzer verbindet. Das Trio streift durch die Straßen von Williamsburg, Brooklyn und Manhattan, hält am Ground Zero Arm in Arm inne und schwelgt demütig und glücklich in Erinnerungen darüber, wie der „Big Apple“ New York ihr Leben geprägt hat. Selten wurde so viel gekuschelt wie in dieser Folge. Es ist eine „Best Friends Edition“, die ihren Namen verdient hat. 

Da ist Comic-Kindskopf und Spaßvogel Lohninger, ein hochdekorierter Spitzenkoch, der im Designer-Hoodie (oder Shirt) durch die Sendung schlurft und Sätze für die Ewigkeit absondert. Beispiel gefällig? „Man muss nur die Ur-Idee des Currys verstehen, dann gibt es Spielraum. Deshalb gibt es auch so viele Currys.“

Landsmann Edi Frauneder, ebenfalls ein Koch der Extraklasse und Küchenchef im „Schilling“ in New York, entpuppt sich als ausgekochtes Schlitzohr, der die Spielregeln liebevoll und sehr frei interpretiert. Und natürlich Mälzer. „Wir werden unsere Freundschaft nicht riskieren für zwei Punkte mehr in einem Wettbewerb“, erklärt der Hamburger in einem sentimentalen Moment. Später kommen ihm fast die Tränen. „Was für ein Geschenk“, sagt er und meint damit die Freundschaft, die ihn im Ellenbogen-Business Gastronomie mit seinen beiden Mitstreitern verbindet. Gruppenumarmung.

„Kitchen Impossible“: Das waren die Aufgaben

Mario Lohninger vs. Edi Frauneder in NYC (Williamsburg/USA): Frei nach dem Motto „Ösis first“ lässt Mälzer seinen beiden Freunden aus Österreich bei der ersten Challenge den Vortritt. Und jagt ihnen (mit Absicht?) einen kleinen Schrecken ein, bevor sie ihre Aufgabe überhaupt kennen. Und die scheint machbar. Aus der Box strömen die Aromen eines feinen Baba Ghanoush mit Red Snapper aus der Küche von Eli Buliskeria, einem Israeli mit georgischen Wurzeln. Weder Lohninger noch Frauneder sind in der Levante-Küche und ihren mediterranen Aromen zu Hause. Sie hantieren mit „japanischen Auberginen“, tüfteln an der perfekten Tahini und filetieren Red Snapper. Die Runde geht an Frauneder, der seinen gutgläubigen Landsmann im Stil eines Schlitzohrs überlistet.

Tim Mälzer vs. Edi Frauneder in NYC (Manhattan Midtown/USA): Im Restaurant von Zwei-Sternekoch Gabriel Kreuther greift der Gastgeber ins Kochgeschehen ein. Und hat direkt schlechte Laune, denn Mälzer und die französische Küche sind alles andere, nur nicht ziemlich beste Freunde. Das ist in diesem Fall doppelt bitter, denn Edi Frauneder jubelt schon beim ersten Blick in die Black Box. Zwar etwas zu früh, doch seine jahrelange New-York-Erfahrung verschafft dem gebürtigen Wiener bei dieser Challenge einen kleinen Vorteil. Beide meistern das Tauben-Croustillant auf ihre Weise. Mälzer macht Mälzersachen. Frauneder schlawinert sich ans Ziel. Brenzlig wird es nur beim Sellerie schneiden. Oder was für ein Püree lag da auf dem Teller?

Tim Mälzer vs. Mario Lohninger in NYC (Manhattan/USA): Nein, die indische Küche ist nicht das Spezialgebiet von Mälzer und Lohninger. Das erkennen selbst Kochlaien beim launigen Sezieren des Sternegerichts „Shrimp Moilee“ sehr schnell. Lohninger will eine Drachenfrucht erkannt haben. Mälzer nimmt den Mund beim Unboxing so voll („Das ist alles? Ist doch in einer Stunde erledigt“), dass er sich später selbst verbal ohrfeigt („Halt doch einmal die Schnauze, Mälzer!“). Aus nur zehn Zutaten zaubert Chefkoch Akshay Bhardwaj dieses südindische Curry. Seine Gastköche können mit den feinen Aromen zunächst nicht viel anfangen. Vom Ehrgeiz getrieben und ihrer Erfahrung getragen, köcheln sie sich aber erstaunlich nah an den Geschmack des Originals heran. Nur Mälzers lustig gemeinter Rausschmeißer ist ebenso unnötig wie deplatziert: „Die gute Nachricht: Wir sind fertig. Die schlechte Nachricht: Wir putzen die Küche nie selbst“, sagt er und grinst einem von Bhardwajs Köchen ins Gesicht.

Komplimente unter Köchen

„Schmeckt wie Hundefutter“, lästert Edi Frauneder im gleichnamigen Sterne-Restaurant von Gabriel Kreuther über Mälzers Interpretation der falschen Enten-Paté. Kreuther findet’s lustig und lobt Frauneder, der beim Sezieren des Gerichts den Cognac erspürte und seine Paté damit verfeinert. Pikant: Mälzer lässt sich beim Unboxing im Bryant Park von seinem Wiener Kochkumpel auf die falsche Fährte locken und von der richtigen Idee der vegetarischen Füllung abbringen.

Für seine kreativen und fantasiereichen Ideen, ein südindisches Curry nachzubauen, wird Mario Lohninger in Manhattan mit einer besonderen Einladung belohnt. „Du kannst für uns in der Küche arbeiten, für das Personalessen“, erklärt Akshay Bhardwaj, Chefkoch im „Junoon“, nachdem er Lohningers Mix aus Zwiebeln und Cashewnüssen probiert hat. 

Der heftigste Aussetzer

Der Fail der Folge geht dieses Mal auf Mälzers Konto. Gabriel Kreuther serviert sein Tauben-Croustillant –oder wie Mälzer es nennt: „Taube im Strudelteig“ – an einem Sellerie-Pürree. Frauneder muss nicht lange nachdenken und notiert Selleriewurzel auf dem Einkaufszettel. Mälzers „unfassbare Analysefähigkeit“ nimmt sich währenddessen eine kleine Auszeit. Voller Überzeugung lobt er das Blumenkohl-Püree, das die Qualität des Kochs unterstreiche. Siegessicher und unter besten Freunden rät Frauneder dem verwirrten Hamburger später in der Küche, dass er es mal mit Sellerie probieren soll.

Der genialste Schachzug

Akshay Bhardwaj weiß nicht so recht, ob er lachen oder weinen soll, während Mario Lohninger im „Junoon“ sein Shrimp Moilee, ein südindisches Curry, zu kopieren versucht. Und auch als Zuschauer ist man sich lange nicht sicher, was den Sternekoch geritten hat. In scheinbar völliger Ahnungslosigkeit rührt er eine Art Tomatensalsa mit Kokosflocken, schwarzen Senfkörnern und einer Paste aus Cashewkernen zu einer Soße zusammen. Bhardwaj ist sprachlos. Mälzer sieht das „tausendjährige kulinarische Erbe Indiens“ in Gefahr, wobei auch er weitgehend im Blindflug unterwegs ist. Lohninger frohlockt. „Das schmeckt grandios“, lobt er sich und gibt seinem Curry mit der Tamarinde noch den alles entscheidenden Kick. Lohninger kitzelt in dieser Sendung genau das heraus, was an „Kitchen Impossible“ so fasziniert (und Tim Mälzer in zehn Staffeln zur Perfektion gebracht hat): die Magie des Kochens. Welche Irrgärten man auf dem Weg dorthin durchstreift hat, spielt keine Rolle. Die Jury belohnt die freche Genialität des Österreichers: „Fantastisch. Ich liebe diesen Teller“, sagt nicht nur einer. Und entsprechend hoch fällt die Wertung aus.

Der Gewinner

In einem knappen Finish hat das größte Schlitzohr des Trios nach der kulinarischen Reise durch New York die Nase vorn. Lohningers genialer Endspurt kommt zu spät. Frauneder mopst, tauscht und spickt sich durch seine beiden Kochgänge. Und zwar so raffiniert und noch eben im Rahmen der Regeln, dass Mälzer seine nicht vorhandene Kochmütze ziehen muss.