
VW steckt in der Krise und will fast jede vierte Stelle streichen. Am Standort Baunatal blickt man dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Dort sollen 800 Millionen Euro in neue Produkte fließen.
800 Millionen Euro will der VW-Konzern in die Fertigung neuer Produkte am Standort Kassel-Baunatal investieren. Nach der Einigung in den Tarifgesprächen sehen Werkleitung und Betriebsrat das Volkswagen-Werk damit gut für die Zukunft aufgestellt. Das sei ein bedeutender Beitrag zur langfristigen Beschäftigungssicherung, sagte der Betriebsratsvorsitzende des VW-Werks in Baunatal, Carsten Büchling, im Anschluss an eine Betriebsversammlung am Standort.
Werkleiter Jörg Fenstermann sprach von „turbulenten Zeiten“, die hinter dem Konzern und dem Werk lägen. „Gemeinsam mit dem Betriebsrat konnten wir ein Standort-Paket schnüren, mit dem wir die Zukunft gut beschreiten können.“
Im Rahmen der Standortvereinbarung seien viele Produkte der Zukunft für Baunatal entschieden und die Investition in Höhe von 800 Millionen in deren Fertigung vereinbart worden, sagte Fenstermann. So soll etwa der Antriebsstrang für die Volkswagen-Zukunftsplattform Scalable Systems Platform (SSP) an dem nordhessischen Standort gebaut werden. Auf der SSP sollen künftig alle neuen E-Modelle des Konzerns laufen.
3.500 Arbeitsplätze durch Investition abgesichert
Die Großinvestition für neue Produkte sei in der aktuellen Fünf-Jahresplanung enthalten, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Christian Wetekam. Durch die getroffene Vereinbarung würden etwa 3.500 Arbeitsplätze in ferner Zukunft abgesichert.
Mit etwa 15.000 Mitarbeitern ist das VW-Werk Kassel-Baunatal im Landkreis Kassel das weltgrößte Komponentenwerk des Volkswagen-Konzerns. Dort werden weite Teile des elektrischen Antriebsstrangs hergestellt.
Verträge von 720 Zeitarbeitern werden nicht verlängert
Schlechte Nachrichten gibt es allerdings für 720 Zeitarbeitnehmer am Standort. Ihre Verträge werden laut Fenstermann nicht über den Juli beziehungsweise August hinaus verlängert. Sie seien im vergangenen Jahr eingestellt worden, um den schwierigen Anlauf beim E-Antrieb zu stemmen.
Inzwischen habe man die Effizienz steigern können. Daher könnten die Verträge nicht verlängert werden. Das bedaure er sehr, betonte der Werkleiter. Man werde die Betroffenen gemeinsam mit der Agentur für Arbeit dabei unterstützen, eine Perspektive bei einem anderen Unternehmen zu finden, sagte Personalleiter Jörg Asmuth.
Für etwa 400 bis Jahresende befristete Mitarbeiter bleibt die Zukunft noch ungewiss. „Das entscheiden wir aktuell noch nicht“, sagte Fenstermann.
Bereits 20.000 Austritte von VW-Mitarbeitern
Unternehmen und Gewerkschaft hatten sich im Dezember nach langem Ringen auf ein Sanierungsprogramm für die Kernmarke VW geeinigt. Bis 2030 soll fast ein Viertel der 130.000 Arbeitsplätze in Deutschland wegfallen. Betriebsbedingte Kündigungen wurden dabei ausgeschlossen, der Abbau soll vor allem über Vorruhestand und Abfindungen erfolgen. Der Konzern hat dafür die Altersteilzeit noch einmal ausgeweitet und bietet daneben Abfindungen für Jüngere an, die freiwillig ausscheiden.
Rund 20.000 Austritte aus dem Unternehmen bis 2030 sind nach Konzernangaben bereits vertraglich fixiert. Damit ist mehr als die Hälfte des bis 2030 geplanten Abbaus von 35.000 Stellen fest vereinbart.