6. Juni 2025
Olympia: Hamburg soll zweite Olympia-Chance nutzen
Hamburg will sich erneut auf den Weg machen, Austragungsort für Olympische und Paralympische Sommerspiele zu werden. Der rot-grüne Senat kann dabei auf breite parlamentarische Unterstützung setzen.

Hamburg will sich erneut auf den Weg machen, Austragungsort für Olympische und Paralympische Sommerspiele zu werden. Der rot-grüne Senat kann dabei auf breite parlamentarische Unterstützung setzen.

Bei seinen Plänen für eine Hamburger Olympia-Bewerbung kann der rot-grüne Senat der Hansestadt auf breite parlamentarische Unterstützung bauen. Vier Tage nach der Präsentation der Senatspläne sprach sich neben den Fraktionen der Regierungsparteien in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft auch die CDU als größte Oppositionspartei für eine Bewerbung als Austragungsort Olympischer und Paralympischer Spiele aus. Lediglich Linke und AfD sind dagegen.

Vor zehn Jahren hatten sich die Hamburgerinnen und Hamburger noch in einem Referendum gegen eine Bewerbung ausgesprochen. Seither habe sich viel verändert, sagte Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD). „Das Einzige, was sich nicht verändert hat, ist die Argumentation der Linken.“ Im Mai nächsten Jahres sollen die Bürger erneut abstimmen.

Grote verspricht Rückenwind durch Olympia-Bewerbung 

„Die Rahmenbedingungen, unter denen Olympische Spiele heute stattfinden, sind vollständig andere“, sagte Grote. Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit seien in den Fokus gerückt. „Und wir glauben, dass Olympia unter diesen neuen Bedingungen für Hamburg ein großes, positives Zukunftsprojekt werden wird, das unsere Stadt in vielen Themenbereichen mit zusätzlichem Rückenwind ausstatten wird.“

Das Bild von Olympia sei aktuell noch positiv von den Spielen in Paris bestimmt. Auch dort habe es im Vorfeld große Bedenken gegeben. „Es wird Verkehrschaos geben, Baustellen. Alles wird teurer. Milliardenschulden“, all das sei auch dort diskutiert worden, sagte Grote. „Alles ist so nicht eingetreten. Stattdessen haben wir begeisternde, faszinierende Spiele erlebt, die viele Menschen zusammengeführt haben.“

Linke und AfD gegen Olympia-Bewerbung Hamburgs

Der sportpolitische Sprecher der Linksfraktion, Martin Wolter, warnte vor den profitorientierten Interessen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), die zulasten der Ausrichterstädte gingen. „In allen Olympiastädten zahlte und zahlt die Mehrheit der Bevölkerung immer noch die Zeche“, sagte seine Fraktionskollegin Heike Sudmann. 

Dass sich vor allem gut situierte Hamburgerinnen und Hamburger für eine Bewerbung aussprechen, sei deshalb kein Wunder. „Die große Mehrheit kann sich weder die Spiele noch die Folgekosten leisten“, sagte sie.

Anders sah es die Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Sina Imhof: Die Spiele könnten nicht nur Booster für den Breiten- und Vereinssport sein und Schub für mehr Akzeptanz und Inklusion bedeuten. „Olympia kann zudem Motor für die Entwicklung der städtischen Infrastruktur sein“, sagte sie. „Wer heute schon „Nein“ ruft, ohne zu prüfen, ob Olympia eine Chance für unsere Stadt sein kann, vergibt Möglichkeiten.“ 

Von zentraler Bedeutung seien planerische und finanzielle Transparenz, um die Menschen mitzunehmen und zu überzeugen. „Denn diese Beteiligung ist am Ende einzig entscheidend: Die Hamburger*innen stimmen 2026 selbst darüber ab, ob sie den Weg zu einer möglichen Bewerbung Hamburgs gehen wollen.“

CDU will zusammen mit Rot-Grün „zweite Chance“

Olympia in Hamburg sei mehr als nur ein sportlicher Wettkampf, sagte CDU-Fraktionschef Dennis Thering. Die Bewerbung bedeute neue Infrastruktur, moderne Sportstätten, wichtige Impulse für die Wirtschaft, für den Tourismus, internationale Aufmerksamkeit und – „und das liegt mir ganz besonders am Herzen, eine Stadt, die zusammenhält und die begeistert ist“.

Deshalb müsse man die „zweite Chance nutzen“. Vor zehn Jahren sei die Zustimmung der Hamburgerinnen und Hamburger auch an einer „fehlenden Emotionalität“ des damaligen Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD) gescheitert. „Lassen Sie uns gemeinsam schauen, dass wir es diesmal besser machen“, sagte er.

Die AfD bezweifelte, dass die in Hamburg politisch Verantwortlichen in der Lage seien, ein Großereignis wie Olympia zu organisieren und durchzuführen. „Es ist organisatorisch, sicherheitstechnisch und kalkulatorisch eine Herkulesaufgabe“, sagte die Abgeordnete Antje Hebel. „Sie können es einfach nicht, trauen sich aber Olympia zu. Das muss Größenwahn sein.“

Entscheidung fällt 2027 im IOC

Auch Berlin, München und die Region Rhein-Ruhr haben bereits Konzepte für eine Bewerbung abgegeben. Schleswig-Holstein ist dabei vor allem mit Blick auf die Segelwettbewerbe Partner aller Bewerber. Im Herbst 2026 will der DOSB den deutschen Kandidaten bestimmen. 2027 wird das IOC entscheiden. Offen ist, ob Deutschland mit seinem Kandidaten für 2036, 2040 oder 2044 ins Rennen geht.