15. Juni 2025
Kriminalität: Schüsse auf US-Politiker - Großfahndung nach Täter
Die Angriffe ereignen sich in den frühen Morgenstunden. Der mutmaßliche Täter gibt sich als Polizist aus und erschießt eine demokratische Politikerin und ihren Mann. Es sind nicht die einzigen Opfer.

Die Angriffe ereignen sich in den frühen Morgenstunden. Der mutmaßliche Täter gibt sich als Polizist aus und erschießt eine demokratische Politikerin und ihren Mann. Es sind nicht die einzigen Opfer.

Nach tödlichen Schüssen auf eine demokratische Politikerin und ihren Ehemann läuft im US-Bundesstaat Minnesota eine Großfahndung nach dem flüchtigen Täter. Melissa Hortman, Abgeordnete im Parlament Minnesotas, und ihr Ehemann Mark Hortman wurden in den frühen Morgenstunden (Ortszeit) in ihrem Wohnhaus in der Stadt Brooklyn Park angegriffen, wie Gouverneur Tim Walz mitteilte. Beide überlebten den Angriff nicht. Walz sprach von einer mutmaßlich politisch motivierten Tat.

Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden zudem ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaats, John Hoffman, und seine Ehefrau niedergeschossen und schwer verletzt, wie Walz sagte. Man sei „vorsichtig optimistisch“, dass sie überleben. Es besteht die Sorge, dass weitere Menschen in Gefahr sein könnten.

Walz würdigte seine Parteikollegin Hortman als „enge Freundin“, die „jeden Tag mit dem Ziel aufwachte, diesen Staat ein Stück besser zu machen“. Hortman war einst Vorsitzende in Minnesotas Parlament, dem sie seit 2004 angehörte. 

Wie der mutmaßliche Täter vorging

Der mutmaßliche Täter war auch Stunden nach der Bluttat flüchtig. Verdächtigt wird ein 57 Jahre alter Mann, der laut CNN bei einer Sicherheitsfirma beschäftigt ist. „Nähern Sie sich ihm nicht. Er ist als bewaffnet und gefährlich einzustufen“, sagte ein Behördenvertreter. Ob weitere Personen involviert waren, ist bislang unklar. Die Bevölkerung wurde um Mithilfe gebeten.

Die Polizei war nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman aktiv geworden und hatte vorsorglich das Wohnhaus Hortmans überprüft – dort trafen die Einsatzkräfte dann auf eine Person, die sich als Polizist ausgab. 

In der Einfahrt stand demnach ein Fahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht, eine Person in Polizeiuniform kam aus dem Haus. Als die Beamten den Mann zur Rede stellten, eröffnete er nach Behördenangaben das Feuer; es kam zu einem Schusswechsel. Der Tatverdächtige zog sich ins Haus zurück und konnte fliehen. Im Haus entdeckte die Polizei dann Hortman und ihren Ehemann.

„Es handelte sich nicht um einen echten Polizeibeamten“, hieß es seitens der Behörden. Vielmehr handele es sich um jemanden, der sich als Polizist ausgegeben und das Vertrauen in Dienstmarke und Uniform ausgenutzt habe, um ins Haus zu gelangen. Bei der späteren Durchsuchung des Fahrzeugs fanden Ermittler nach eigenen Angaben ein Manifest, in dem mehrere Amtsträger namentlich genannt werden. Die Sicherheitsbehörden leiteten daraufhin zusätzliche Schutzmaßnahmen für Personen auf der Liste ein. 

Nach Informationen des US-Senders CNN befanden sich auf der Liste nahezu 70 Namen – darunter neben Politikern aus Minnesota und anderen Bundesstaaten auch Unterstützer des Rechts auf Abtreibung. In einer Tasche im Wagen sei zudem eine größere Menge Munition gefunden worden – darin auch eine zum Vatertag adressierte Karte an den mutmaßlichen Täter.

Wie es um Gewalt gegen Politiker in den USA steht

Die Angst vor politisch motivierter Gewalt ist in den USA in den vergangenen Jahren gewachsen. Befeuert wird die Sorge auch durch den dort einfachen Zugang zu Schusswaffen. Immer wieder warnen Behörden und Politiker vor einer aufgeheizten Stimmung im Land, in der konfrontative Rhetorik und Hass in sozialen Netzwerken in Gewalttaten umschlagen können. Drohungen gegen Amtsträger gehören mittlerweile zum Alltag.

Ende 2022 wurde der Ehemann der demokratischen US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi bei einer Hammer-Attacke in ihrem Haus im kalifornischen San Francisco schwer verletzt. Vor wenigen Monaten wurde in der Residenz des Gouverneurs von Pennsylvania, Josh Shapiro, Feuer gelegt. Der mutmaßliche Brandstifter handelte nach Angaben der Ermittler aus Hass auf den demokratischen Politiker.

Auch Republikaner sind betroffen: Im Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Jahr wurde US-Präsident Donald Trump bei einem Attentat während einer Veranstaltung im Bundesstaat Pennsylvania am Ohr verletzt. Trump selbst bedient sich immer wieder einer teils radikalen Sprache.

Die tödlichen Schüsse in Minnesota verurteilte der Republikaner nun scharf. Er sprach von einem „wohl gezielten Angriff auf Staatsbedienstete“. Die Bundespolizei FBI und Justizministerin Pam Bondi seien mit den Ermittlungen betraut, hieß es in einer Mitteilung aus dem Weißen Haus. „Solch grausame Gewalt wird in den Vereinigten Staaten von Amerika nicht toleriert“, erklärte Trump demnach und kündigte an, alle möglichen Tatbeteiligten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ zu verfolgen.

Auch Trumps demokratischer Amtsvorgänger Joe Biden meldete sich zu Wort. „Wir alle müssen uns als Nation gegen politisch motivierte Gewalt zusammenschließen“, schrieb Biden auf der Plattform X. Hass und Extremismus dürften in den USA keinen Platz finden. 

Anti-Trump-Demos in Minnesota abgesagt

Wegen Sicherheitsbedenken wurden für den Tag geplante Protestveranstaltungen gegen Trump in Minnesota abgesagt. Gouverneur Walz hatte zuvor empfohlen, den Demos fernzubleiben, bis der flüchtige Verdächtige gefasst ist. Die Veranstalter sagten daraufhin alle Veranstaltungen ab, die noch nicht begonnen hatten.

Die landesweiten Proteste unter dem Motto „No Kings“ (Keine Könige) sind am Tag von Trumps Militärparade in Washington geplant. Im Auto, das der mutmaßliche Schütze in Minnesota bei der Flucht vor der Polizei zurückließ, wurde ein Stapel von „No Kings“-Flugblättern gefunden. Was er damit vorhatte, blieb zunächst unklar.