16. Juni 2025
Amtsgericht Bergen: Cabrio-Fahrer vor Gericht - Schüler mit Absicht angefahren?
Ein Gericht muss klären, ob ein Autofahrer mutwillig einen 13-jährigen Schüler anfuhr. Es gibt viele Zeugenaussagen. Der Angeklagte selbst bestreitet das. Heute soll ein Urteil fallen.

Ein Gericht muss klären, ob ein Autofahrer mutwillig einen 13-jährigen Schüler anfuhr. Es gibt viele Zeugenaussagen. Der Angeklagte selbst bestreitet das. Heute soll ein Urteil fallen.

Der Vorfall hatte vor zehn Monaten für Schlagzeilen gesorgt. Ein Mann fährt auf Rügen mit seinem Cabrio einen 13-jährigen Schüler aus Bremen an, der mit seiner Klasse auf einer einwöchigen Schulfahrt war. Es gab schnell den Verdacht, er habe den Schüler mit Absicht angefahren. Diesen Vorwurf versucht das Amtsgericht Bergen zu klären, wo der 47-jährige Autofahrer auf der Anklagebank sitzt. 

Plädoyers und Urteil werden im Laufe des Montags erwartet. Zuvor soll ein technischer Sachverständiger gehört werden. Auch der Angeklagte selbst, ein Unternehmer und fünffacher Vater, hat für Montag eine Erklärung angekündigt. Nach dem Abschluss der Beweisaufnahmen sind Plädoyers und Urteilsverkündung geplant. 

Am ersten Prozesstag am vorigen Donnerstag waren rund ein Dutzend Zeugen vernommen worden, darunter viele Klassenkameraden des heute 14-Jährigen, der mit seinen Eltern als Nebenkläger an dem Prozess teilnimmt. Der Schüler wurde bei dem Unfall damals auf Rügen schwer verletzt. Dem Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft unter anderem gefährliche Körperverletzung und Fahrerflucht vor.

Mittelfinger gezeigt

Der Jugendliche war am 14. August in einer Gruppe von sieben Schülern und Schülerinnen in Prora (Gemeinde Binz) nach Abmeldung bei den Lehrern gegen 21.00 Uhr zu Fuß auf dem Weg zu einem Supermarkt. Ihre Klasse aus Bremen übernachtete während eines einwöchigen Ausfluges in der nahe gelegenen Jugendherberge. An einer Straßenkreuzung machte der Junge ein paar Faxen, laut unterschiedlichen Zeugenaussagen soll er aus Jux auf der Straße getanzt oder gehockt haben oder Liegestütze gemacht haben, als das Cabrio vorbeifuhr.

Er habe sich erschreckt und dem Autofahrer dann den Mittelfinger hinterher gezeigt, sagte der Jugendliche aus. Der Fahrer habe das wohl bemerkt, den Wagen gewendet und sei dann zurückgefahren. Laut Anklage soll er dann den Schüler mit einer gezielten Lenkbewegung angefahren und schwer verletzt haben. Der Junge wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert und erlitt unter anderem ein Schädelhirntrauma und mehrere Wunden. Allerdings konnte er nach dem Unfall aufstehen und mit seinen Freunden zurück in die Jugendherberge laufen.

Unfallauto bei Hausdurchsuchung entdeckt

Der Mann entfernte sich anschließend vom Unfallort, ohne die Polizei zu informieren. Der 47-Jährige betonte, er habe noch nie in seinem Leben auch nur ansatzweise vorgehabt, jemanden zu schädigen und zu bestrafen. Er bezeichnete den Vorfall für alle Beteiligten als Katastrophe. Sein Verteidiger Frank Ackermann bezeichnete den Unfall als „tragischen Unglücksfall“.

Das Auto wurde erst Wochen später am 5. September bei einer Hausdurchsuchung auf dem Betriebsgelände des Angeklagten sichergestellt, wo es in einer Garage unter Planen und Decken hinter Möbeln stand.