18. Juni 2025
Keine Innovation: Switch 2 im Test: Die beste Nintendo-Konsole – und dennoch eine Enttäuschung
Nach langem Warten ist die Nintendo Switch 2 nun im Handel. Im Test zeigt sich: Sie macht fast alles besser als der enorm beliebte Vorgänger. Doch das vielleicht Wichtigste fehlt.

Nach langem Warten ist die Nintendo Switch 2 nun im Handel. Im Test zeigt sich: Sie macht fast alles besser als der enorm beliebte Vorgänger. Doch das vielleicht Wichtigste fehlt.

Es fühlte sich magisch an. Als die Konsole ins Dock glitt, man zum ersten Mal die Controller entfernte – und man das eben in der Bahn gezockte Spiel einfach auf dem Fernseher weiterzockte. Die Nintendo Switch riss die Barrieren zwischen tragbarer und Heimkonsole ein. Die Switch 2 soll diese Magie nun auf die nächste Ebene bringen. Ob das gelingt, erfahren Sie hier.

Die Voraussetzungen sind tatsächlich gut. Die Nintendo Switch 2 scheint vor allem mit einem Gedanken entwickelt worden zu sein: Was machte die Switch so toll – und wie genau könnte man das noch besser machen?

Am Fernseher liefert die Nintendo Switch 2 bis zu 4K-Auflösung und 120 Hertz
© Malte Mansholt

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Das fängt beim Design an. Als die erste Switch erschien, war das 6-Zoll-Display noch geradezu riesig. Heute hat selbst das kleinste iPhone einen größeren Bildschirm. Die logische Folge: Auch das Display der Switch 2 ist mit nun 7,9 Zoll (circa 20 Zentimeter) deutlich angewachsen, die Auflösung auf FullHD, also 1920×1080 Pixel gestiegen.

Der Effekt ist sofort spürbar. Die Spieleinhalte sind nicht nur größer, sie enthalten auch sichtbar mehr Details. Das gilt vor allem dann, wenn man einen etwas älteren Fernseher hat: Dank moderner Technologien wie 120 Hertz Bildwiederholrate und HDR10 bieten unterstützte Spiele eine flüssigere Darstellung und höhere Farbdynamik, die ältere TV-Geräte gar nicht darstellen können. Schade: Obwohl das jüngste Switch-Modell ein OLED-Display bot, hat die Switch 2 leider keines, kann also nicht ganz so sattes Schwarz anzeigen. Trotzdem kann sich das neue Display wirklich sehen lassen.

Für Besitzer moderner TV-Geräte bringt die Switch 2 auch im Dock-Modus ein besseres Bild. Sie unterstützt nun Auflösungen bis 4K sowie 120 Hertz – beides zusammen schafft sie aber nicht. Das gilt allerdings nur, wenn das passende Kabel genutzt wird: Hängt man die Switch 2 an ein älteres Kabel, etwa das der ersten Switch, kommen nur 4K mit 30 Hertz an. Hier sollte man also unbedingt das mitgelieferte Kabel nutzen.

Keinen großen Sprung gibt es übrigens beim Akku: Die Switch 2 hat zwar mehr Kapazität als der Vorgänger, braucht das aber auch für das größere Display. Nintendo gibt je nach Spiel eine Laufzeit zwischen zwei und sechs Stunden an. Das entspricht der Erfahrung im Test.

Der Standfuß der Nintendo Switch 2 ist deutlich stabiler geworden
© Malte Mansholt

Stabil unterwegs

Wer die Switch nur im Dock nutzt, verpasst aber eine der besten Neuerungen. Die Joycon genannten Controller werden nun nicht mehr von Schienen gehalten, sondern mit einem Magnet-System in die Konsole geklinkt. Um sie zu entfernen, muss man nur einen Hebel auf der Rückseite umlegen und sie lassen sich problemlos herausnehmen. 

Die Lösung ist ein riesiger Fortschritt. Während die alten Joycons sich immer etwas wackelig anfühlten, sitzen die neuen bombenfest in der Konsole. So fest, dass man sie sogar an einem einzelnen Joycon halten kann.

Dauerhaft dürfte man das aber nicht allzu oft tun. Die Switch 2 ist nämlich auch erheblich schwerer geworden: Knapp 400 Gramm bringt sie auf die Waage, beim Vorgänger waren es unter 300. Der Unterschied ist spürbar. Selbst als Erwachsener empfand ich das Gewicht beim Spielen öfter als unangenehm und legte die Konsole auf dem Bein ab oder stellte sie auf eine andere Oberfläche, um mit abgetrennten Controllern zu spielen. Gerade letzteres geht besser als beim Vorgänger: Während die Switch noch einen etwas wackeligen einzelnen Standfuß mitbrachte, setzt Nintendo bei der Switch 2 auf einen deutlich größeren Standbügel, der die Konsole sicher hält. Hier spürt man deutlich, dass der Hersteller systematisch alte Schwachstellen ausgebessert hat.

Die Joycons der Nintendo Switch 2 lassen sich auch als Maus benutzen
© Malte Mansholt

Da brummt was

Die Controller wurden aber auch anderweitig überarbeitet. Im Vergleich mit den Vorgängern sind sie spürbar größer, liegen besser in der Hand. Spielt man mit einem Paar Joycons gegeneinander und hält nur einen in der Hand, sind sie mit großen Händen aber leider immer noch etwas zu klein.

Die beste Neuerung ist aber die überarbeitete Vibrationsfunktion. Die Magnet-Motoren reagieren nun extrem fein. Im Spiel „Welcome Tour“ lässt sich das besonders eindrücklich ausprobieren: Die Joycons simulieren in einem Minispiel Rasseln, die sich so anfühlen, als ob sie entweder mit feinen Kugeln oder einem dicken Ball gefüllt sind. Besitzer einer Playstation 5 kennen den Effekt allerdings bereits.

Ebenfalls spannend: Die Joycons lassen sich nun auch als Maus verwenden. Statt auf einem Schreibtisch kann man sie aber sogar auf dem Hosenbein oder der Couchlehne nutzen. Das funktioniert erstaunlich präzise. Nun müssen nur noch Spiele es sinnvoll einsetzen.

Die Nintendo Switch 2 ist deutlich größer als der Vorgänger
© Malte Mansholt

Und was ist mit den Spielen?

Was die verfügbaren Games angeht, ist die Switch 2 aktuell noch etwas schwach auf der Brust. Zwar gibt es mit „Mario Kart World“ ein wirklich gelungenes Switch-2-Exklusivspiel, das sicher viele Fans begeistert. Bei den meisten Games, die das Switch-2-Logo tragen, handelt es sich aber um aufgemotzte Versionen von Spielen, die bereits für die erste Switch erschienen sind. 
Das Upgrade Nintendo selbst lässt sich das allerdings teilweise gut bezahlen: Zehn Euro kostet das Upgrade der beiden Zelda-Spiele „Breath of the Wild“ und „Tears of a Kingdom“ – wenn man das Basisspiel schon besitzt. Alternativ kann man auch das Abo-Angebot „Switch Online + Expansion Pack“ buchen und bekommt das Upgrade umsonst. Viele Spiele wie „No Man’s Sky“ oder „Witcher 3“ bieten die Upgrades kostenlos an.

Nötig sind die Verbesserungen in der Regel nicht. Sie verbessern die Bildrate, erhöhen teilweise die Auflösung oder bieten HDR. Spielen kann man aber auch ohne sie: Mit wenigen Ausnahmen laufen fast alle Switch-Titel auch auf der Switch 2. Bei physischen Versionen reicht es, die Cartridge einzusetzen und ein Kompatibilitäts-Update herunterzuladen.

Dass die Switch 2 auch technisch deutlich mehr auf dem Kasten hat, merkt man vor allem an den spürbar kürzeren Ladezeiten und der höheren Auflösung. An die rasante Geschwindigkeit der modernen Konsolen wie der Playstation 5 kommt sie aber nicht heran. Auf Dauer dürfte das Mehr an Leistung aber dafür sorgen, dass wieder mehr moderne Spiele auch für die Nintendo-Konsole erscheinen.
Das Spiel „Welcome Tour“ führt die Vorzüge der Konsole spielerisch vor, ist aber anders als das Playstation-Äquivalent „Astros Playroom“ kostenpflichtig. Als mitgeliefertes Spiel wäre es nett, kaufen muss man es nicht.

Mehr Multiplayer

Eine große Neuerung ist der Umgang mit Online-Multiplayer. Als erste Nintendo-Konsole erlaubt es die Switch 2, direkt über die Konsole mit anderen Spielern zu sprechen und sie sogar zu sehen – wenn man die passende Webcam dazu kauft. So will man auch über Entfernung das alte Gefühl wiedererwecken, dass man beim gemeinsamen Zocken auf der Couch hatte.

So nett die Idee auch ist, bekommt sie durch ein Detail einen Nachgeschmack: Das Feature ist nur bis zum 31. März 2026 kostenlos. Danach braucht man Switch Online, um es zu nutzen. Bei den Konsolen der Konkurrenten muss man für viele Onlinedienste zwar auch bezahlen, der Sprachchat an sich ist aber kostenlos. 

Leider keine Revolution

Am Ende lässt mich die Switch 2 trotzdem enttäuscht zurück. Das dürfte ausgerechnet an dem Faktor liegen, der Nintendo eigentlich so großartig machte: Wie keine andere Firma in der Games-Branche steht das bereits 1889 gegründete Unternehmen für Innovation. Die Heimkonsolen der Spielefirma unterschieden sich teils drastisch von den Vorgängern – und mischten mit innovativen Ideen die Branche auf. 

Die Wii etablierte erstmals Bewegungssteuerung. Trotz ihres Erfolges ging Nintendo mit der Wii U in eine andere Richtung und setzte erstmals auf ein Display im Controller einer Heimkonsole. Die erste Switch war dann 2017 der Höhepunkt: Die Heimkonsole mit eigenem Display, die auch unterwegs nutzbar war und Bewegungssteuerung mitbrachte, kombinierte quasi alle Stärken Nintendos in einem Gerät. Sie fühlte sich wie eine Revolution an. Die Switch 2 dagegen kann diese Magie nicht neu einfangen. Auch nach acht Jahren Wartezeit bietet sie eigentlich das Altbekannte mit verbesserter Technik. Das ist etwas schade. 

Fazit der Switch 2 im Test: Eine starke Fortsetzung – aber eben nur das

Mit der Switch 2 hat Nintendo einen großartigen Nachfolger geliefert. Viele Schwächen der ersten Switch wie das etwas wackelige Design, die kleinen Joycons und das schwache Display wurden behoben, es gibt mehr Leistung und mit der tollen Vibrationsfunktion sogar noch ein kleines Schmankerl. Fans der Switch werden sich freuen: Sie ist nun noch besser geworden.

Leider fehlt aber genau das, was die erste Switch so großartig machte: Die großartige Idee, die sie einmalig machte. Die Switch 2 ist eine Fortsetzung, kein Neuanfang. Das dürfte für viele Fans völlig in Ordnung sein. Aber es ist auch ein bisschen schade.

Die Switch 2 lohnt sich aktuell vor allem für Fans von Mario Kart, für Switch-Nutzer, die sich an einigen Details stören und für Menschen, die noch keine Nintendo-Konsole besitzen. Sie kann alles, was die erste Switch kann – nur oft besser. Wer aber schon eine Switch besitzt, kann ruhig noch etwas mit dem Kauf warten, bis es ein paar mehr exklusive Spiele gibt. Ein Muss ist sie aktuell noch nicht.

Die Nintendo Switch 2 ist bereits im Handel und kostet laut UVP 470 Euro. Im Netz ist sie wegen der hohen Nachfrage aber in der Regel noch teurer.