19. Juni 2025
Animationsfilm: Pixar hebt mit "Elio" in den Weltraum ab
Elio hat nur einen Wunsch: Der Junge möchte von Aliens entführt werden. Die Animationsschmiede Pixar setzt das Abenteuer mit Herz und witzigen Außerirdischen um. Ein deutscher Star mischt dabei mit.

Elio hat nur einen Wunsch: Der Junge möchte von Aliens entführt werden. Die Animationsschmiede Pixar setzt das Abenteuer mit Herz und witzigen Außerirdischen um. Ein deutscher Star mischt dabei mit.

Aus einem Metallsieb, Drähten und Spulen hat sich Elio einen Helm als Empfänger für Radiosignale aus dem All gebastelt. Dazu ein passender Umhang als Weltraumanzug. Stundenlang liegt der 11-jährige Junge so an einem Strand und schaut sehnsuchtsvoll in den Himmel. 

In den Sand hat er einen Kreis gemalt mit einer unmissverständlichen Botschaft an Außerirdische – „Entführt mich!!!“. In bewährter Pixar-Handschrift hat die kalifornische Animationsschmiede „Elio“ mit witzigen Ideen, rührenden Momenten und cleveren, tiefergehenden Fragen ausgestattet. 

Einsamkeit spielt eine Rolle

„Es geht um Einsamkeit“, erzählt Regisseurin Domee Shi (35) im dpa-Gespräch. „Viele von uns fühlen sich alleine, wie Fremde, die auf der Erde wandeln und von einem Ort träumen, wo sie völlig akzeptiert werden“. Die oscarprämierte Regisseurin Shi (Kurzfilm „Bao“) hat für Pixar bereits den Animationsfilm „Rot“ über einen rebellischen Teenager inszeniert. Natürlich ist „Elio“ am Ende ein kunterbunter Familienspaß. 

Nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern wird der Junge von seiner Tante Olga aufgenommen. Die arbeitet auf einem Militärstützpunkt als Expertin für Weltraumschrott und träumt davon, Astronautin zu werden. Der Junge fühlt sich als ungeliebter Außenseiter, der zur Last fällt. Er will einfach nur weg. Da kommen ihm die Weltraum-Leidenschaft und seine Bastelkünste als Funkamateur gerade recht. Ein Leben bei Außerirdischen kann nur besser sein, glaubt Elio. 

Kunterbunter Weltraum

Pixar hat sich mit „WALL-E – Der Letzte räumt die Erde auf“ (2008) und „Lightyear“ (2022) um den Weltraum-Helden Buzz Lightyear bereits auf Science-Fiction-Stoffe eingelassen, doch in „Elio“ sieht der Weltraum völlig anders aus. Der Junge wird von der grau-eintönigen Militärbasis in eine kunterbunte Welt gebeamt. 

In dem kosmischen „Kommuniversum“ bemühen sich Vertreter aus allen möglichen Galaxien quasi als Botschafter um ein friedliches Zusammenleben. Das Headquarter, eine Art außerirdisches UN-Gremium, tagt in einer riesigen Kugelkonstruktion. Versehentlich wird Elio dort als Anführer der Erde und als Held gefeiert. 

Die Aliens kommen in den verrücktesten Farben und Formen vor, von einer Seepferdchen-Kreatur, über einen flüssigen Supercomputer bis zu elastischen Gummigeschöpfen. Der Fantasie des über 1200 Mitarbeiter starken Pixar-Teams von Animatoren, Ingenieuren und Schreibern waren offenbar keine Grenzen gesetzt. 

Bei der Natur abgeschaut

Dabei schauten die Macher vor allem auf die Erde. Sie hätten sich von der Natur inspirieren lassen, erzählt Co-Regisseurin Madeline Sharafian (32) im Pixar-Studio bei San Francisco. Bunte Korallen, glibberige Meerestiere, Pilze und Zellen unter dem Mikroskop standen Pate. Das Team besuchte Aquarien und traf sich mit Astronomen. 

Eine bräunlich-ovale Figur namens Tegmen ist zwar recht einsilbig, sticht aber durch eine markante Stimme aus der quirligen Masse von Figuren hervor. Dieser intergalaktische Botschafter wird auch im englischen Original von Schauspieler Matthias Schweighöfer vertont. „Es ist keine Kartoffel“, witzelt Pixar-Mitarbeiter Jude Brownbill im dpa-Interview. „Er ist aus Steinen zusammengesetzt, eine Art Kiefer mit zwei Augen“. 

Eine deutsche Stimme mischt mit 

Für Schweighöfer war es nach eigenem Bekunden „eine Riesenehre“, als Sprecher bei dem Film mitzumachen. „Pixar ist ein unglaublicher Laden und alle Filme, die die rausbringen, haben so viel Herz und so gute Charaktere“, schwärmte der 44-Jährige im dpa-Gespräch. Tegmen fällt in der Riege der quirligen Aliens allerdings aus dem Rahmen. „Der ist so einer, der überhaupt keine Empathie hat“, sagt der Schauspieler. Und wie spricht jemand ohne Empathie? „Furztrocken. Gar keine Freude. Wenn alle lachen, sagt er nur ohne Betonung: ha, ha, ha.“ 

Glordon als Publikumsliebling?

Das genaue Gegenteil ist der sanftmütige kleine Glordon, ein raupenartiges Wesen mit vielen Armstummeln. Wenn der augenlose Glordon grinst, kommen viele spitze Zähne zum Vorschein. Glordon wird schnell zu Elios bestem Freund – sehr zum Ärger seines Vaters Lord Grigon, der als Kampfmaschine in gepanzerter Rüstung den Frieden im Weltraum bedroht. 

„Elio“ prescht mitunter zu laut und actionlastig durch die Geschichte. Doch die Achterbahnfahrt durch den Kosmos macht das immer wieder mit witzigen Einfällen und rührenden Momenten wett. Vor allem eine Szene, in der der schüchterne Glordon auf seinen gefürchteten Vater Lord Grigon trifft, bringt auch den abgebrühtesten Science-Fiction-Fan zum Schmelzen. 

Pixar liefert mit „Elio“ seinen 29. abendfüllenden Spielfilm ab. Sie wollten eine Art utopische Welt schaffen, in der alle danach streben, miteinander auszukommen, erzählt Co-Regisseurin Sharafian. Wie gewohnt können auch erwachsene Zuschauer einiges zum Nachdenken mit nach Hause nehmen.