22. Juni 2025
Straße von Hormus: Blockiert der Iran den Weg zum Öl und legt die Weltwirtschaft lahm?
Wie reagiert der Iran auf die US-Angriffe auf seine Atomanlagen? Mit Terror? Raketen? Oder versperrt er die Straße von Hormus, einen der wichtigsten Wege des Öls?

Wie reagiert der Iran auf die US-Angriffe auf seine Atomanlagen? Mit Terror? Raketen? Oder versperrt er die Straße von Hormus, einen der wichtigsten Wege des Öls?

Die Rechnung ist simpel, effektiv, aber riskant: Die Passage, durch die alle Öltanker hindurchmüssen, ist nur einige Kilometer breit; sie ließe sich verhältnismäßig einfach verminen oder gezielt unter Beschuss nehmen. Für die Tankschiffe, befüllt mit dem Schmierstoff der Welt, gäbe es kein Durchkommen mehr. 20 Prozent des globalen Öltransports kämen zum Erliegen, der Ölpreis würde explodieren, es droht eine internationale Wirtschaftskrise.

Blockieren die Iraner die Straße von Hormus?

Das könnte in etwa die Folge sein, wenn der Iran auf das US-Bombardement seiner Atomanlagen mit einer Blockade der Straße von Hormus reagieren würde – ein Szenario, das von vielen Experten und mutmaßlich auch von einigen Iranern selbst, als mögliche Antwort auf die Angriffe gehandelt wird.

Weitere Vergeltungsalternativen sind blutig und schwer kalkulierbar: Vorstellbar wären Terroranschläge auf „weiche“, also zivile Ziele oder Raketenangriffe auf das US-Militär in der Nachbarschaft. Rund 40.000 US-Soldaten sind auf Stützpunkten rund um den Persischen Golf stationiert, etwa in Bahrain und Katar. Die USA dürften wohl mit voller Härte zurückschlagen.

Öl-Nadelöhr der Weltwirtschaft

Eine Seeblockade dürfte dagegen deutlich weniger Menschenleben kosten. Die Meerenge zwischen dem Iran und Oman ist an der schmalsten Stelle 55 Kilometer breit und eine der wichtigsten Routen für die weltweite Öl- und Gasschifffahrt. 33 Millionen Barrel Rohöl passieren hier täglich den Persischen Golf – unter anderem aus dem Irak und Saudi-Arabien, aber auch aus dem Iran selbst.

Eine Blockade der Straße von Hormus träfe die Weltwirtschaft sicher an einem empfindlichen Punkt, aber zu welchem Preis? Denn das Mullah-Regime würde damit seine eigenen, dringend benötigten Öl-Exporte behindern. Über eine Schattenflotte verkauft das Land fast 80 Prozent seines Rohstoffs an China. Und die Öl-Dollars wandern in die Taschen der Mächtigen und der Mullahs, also derjenigen, die den Seeweg verschließen würden.

Ölpreis von 100 Dollar „verkraftbar“

Dass der Ölpreis weltweit leiden würde, ist unbestritten. Wie sehr allerdings, hängt auch davon ab, wie effektiv die Straße von Hormus gesperrt werden kann und für wie lange. Seit Beginn der israelischen Angriffe auf den Iran hat sich das Barrel der Ölsorte Brent um rund zehn Prozent verteuert – von 65 auf zuletzt 74 Dollar. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, geht davon aus, dass eine Schließung von wenigen Wochen verkraftbar wäre – auch wenn der Ölpreis auf 100 Dollar oder etwas mehr steigen würde.

Sicher ist: Mit einer Schließung des Nadelöhrs der Weltwirtschaft würden sich das iranische Regime selbst schaden und sich auch noch den Zorn der Nachbarn sowie den der restlichen Welt zuziehen. Für China ist der Zugang zum Öl genauso wichtig wie der Zugang zu den arabischen Märkten. Das Gleiche gilt für die USA. US-Präsident Donald Trump und mögliche Alliierte werden wohl nicht lange zögern, eine Blockade der Straße von Hormus zügig zu beenden.

Quellen:Bloomberg, „Capital„, „Wall Street Journal„, „Süddeutsche Zeitung„, „Tagesschau„, DPA, AFP