
Erst im Januar hatte Conti ein Bremsenwerk in den USA dicht gemacht. Jetzt könnte die abgespaltene Autoteile-Sparte die Entscheidung wieder rückgängig machen.
Die künftige Continental-Abspaltung Aumovio prüft wegen der US-Zölle eine Ausweitung der Produktion in den USA. Dafür könnte womöglich sogar ein gerade erst geschlossenes Bremsenwerk wiedereröffnen, sagte Aumovio-Chef Philipp von Hirschheydt anlässlich seines Kapitalmarkttages in Frankfurt. Neben der Ausweitung der Fertigung an verbliebenen beiden Standorten sei auch das Wiederhochfahren des im Januar geschlossenen Werks in Culpeper im US-Bundesstaat Virginia eine Option, die jetzt geprüft werde.
„Wir haben Expansionsmöglichkeiten, sowohl in unseren beiden vorhandenen Werken, als auch eben in dem kürzlich geschlossenen“, sagte von Hirschheydt. Denn auch in den beiden verbliebenen Fabriken in den USA gebe es noch Kapazitäten, die genutzt werden können. Entschieden sei daher noch nichts. „Die Analysen laufen. Die werden auch noch eine ganze Weile laufen.“
Aumovios Noch-Muttergesellschaft Continental hatte das Werk in Culpeper erst im Januar dicht gemacht, kurz vor dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump. Bisher wurden dort Mechanikteile für Bremen hergestellt. Entschieden wurde die Schließung aber bereits 2021. „Das ist sehr lange her“, sagte von Hirschheydt. Und im Januar habe man dort jetzt im Grunde nur noch ausgeräumt. „Wenn wir heute wieder vor dieser Entscheidung stehen würden, würden wir gegebenenfalls eine andere treffen“, räumte er mit Blick auf Trumps Zollpolitik ein.
Conti-Abspaltung kommt im September an die Börse
Continental will seine Autozuliefersparte abspalten und im September an die Börse bringen. Unter dem Namen Aumovio soll dann ein eigenständiger Autozulieferer mit Sitz in Frankfurt entstehen. Von Hirschheydt, der bisher schon der Conti-Sparte vorsteht, sieht das neue Unternehmen dafür gut aufgestellt. „Wir glauben, dass wir eine sehr starke Position im Markt einnehmen können und uns dort auch ganz erheblich von unseren Wettbewerbern absetzen.“ Aumovio solle auch langfristig einer der globalen Spieler im Automobilsektor sein.
Dabei seien auch weitere Abspaltungen von Teilbereichen möglich, sagte von Hirschheydt. „Wenn wir das für richtig halten, weil wir glauben, andere können es besser, dann trennen wir uns von gewissen Teilen“, so der Manager. Ebenso hatte Continental die verschiedenen Abspaltungen der vergangenen Jahre begründet, die nun zur Auslagerung von Aumovio führt.
Als Beispiel nannte von Hirschheydt den jüngst verkündeten Verkauf des Trommelbremsenwerks in Cairo Montenotte (Italien), der erst nach dem Aumovio-Börsengang vollzogen wird. Weitere Verkäufe seien möglich. „Wir haben ein paar kleinere Ideen, wo wir glauben, dass wir bessere Partner finden für die Zukunft.“ Zunächst stehe aber der eigene Börsengang im September im Vordergrund. Erst danach werde man über mögliche Abspaltungen nachdenken.
Umsatz soll mittelfristig steigen
Die Märkte dürften kurzfristig schwierig bleiben, sagte der Konzernchef in einem Pressegespräch im Zuge des ersten Kapitalmarktags des neuen Unternehmens. Mittelfristig, sprich in den kommenden zwei bis drei Jahren, peilt das Unternehmen einen Umsatz von 20 Milliarden bis 22 Milliarden Euro an. 2024 hatte das Automotive-Geschäft 19,6 Milliarden Euro erzielt. Langfristig sollen mehr als 24 Milliarden Euro erreicht werden.
Die Profitabilität will das seit längerem schwächelnde Unternehmen deutlich verbessern. Aumovio befindet sich gerade im Umbau, das vor zwei Jahren gestartete Programm, das auch Werksschließungen und einen Abbau tausender Stellen umfasst, soll dabei weitere Früchte tragen. Drei Werke in Deutschland werden dafür geschlossen: Gifhorn in Niedersachsen sowie Karben und Babenhausen in Hessen.