
Jeder siebte Arbeitnehmer in Bayern war 2024 ein offizieller Niedrigverdiener. Wie nicht anders zu erwarten, scheidet die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns die Geister.
Die bundesweite Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns in den nächsten beiden Jahren wird in Bayern etwa einer Million Beschäftigten zugutekommen. Das sagte der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl. Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft hingegen erwartet einen Anstieg der Arbeitslosigkeit sowie Preiserhöhungen gerade bei Konsumgütern.
Die Mindestlohnkommission von Arbeitgebern und Gewerkschaften hatte zuvor beschlossen, den gesetzlichen Mindestlohn von derzeit 12,82 Euro auf 13,90 Euro im Januar 2026 und 14,60 Euro ab 2027 zu erhöhen. In Summe ist das eine Steigerung von knapp 14 Prozent. „Besonders in einem Hochpreisland wie Bayern war diese Erhöhung überfällig“, sagte Bernhard Stiedl, der Vorsitzende des DGB in Bayern. „Rund eine Million Beschäftigte im Freistaat profitieren nun von mehr Lohn, und damit von spürbar mehr Stabilität im Alltag.“ Die Erhöhung sei ein Erfolg der Gewerkschaften.
Viele arbeiten für wenig – 962.000 Arbeitnehmer in Bayern Niedrigverdiener
Die von Stiedl genannte Zahl stammt aus der amtlichen Statistik: Nach Zahlen des Statistischen Landesamts arbeiteten im vergangenen Jahr knapp 962.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bayern für Niedriglöhne von weniger als 13,79 Euro brutto pro Stunde – der gesetzliche Mindestlohn lag also noch unter dieser „Niedriglohnschwelle“. Als niedrig bezahlt gelten nach offizieller Definition die Menschen, deren Gehalt den mittleren Bruttostundenlohn in Deutschland um mehr als ein Drittel unterschreitet. In Bayern traf das etwa jeden siebten Arbeitnehmer.
Wirtschaftsverband erwartet höhere Arbeitslosigkeit
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) nannte die Mindestlohnerhöhung angesichts der nach wie vor nicht überwundenen Dauerkonjunkturflaute „schmerzhaft“. „Wir erwarten, dass der Anstieg der Arbeitskosten zu einer weiteren Beschleunigung bei Automatisierung und Rationalisierung führen wird“, sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Dies wird negative Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, genauso wie bereits vorangegangene Mindestlohnerhöhungen zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit in Berufen ohne Berufsausbildung geführt haben.“