4. Juli 2025
Lernen mit Künstlicher Intelligenz: Macht uns die KI eigentlich dumm?
KI-Tools wie ChatGPT beeinflussen offenbar unsere Denkprozesse. Forschende warnen vor möglicher "kognitiver Trägheit". Das steckt dahinter.

KI-Tools wie ChatGPT beeinflussen offenbar unsere Denkprozesse. Forschende warnen vor möglicher „kognitiver Trägheit“. Das steckt dahinter.

Künstliche Intelligenz schreibt Texte, beantwortet Fragen, fasst komplexe Zusammenhänge zusammen – und das in Sekundenschnelle. Anwendungen wie ChatGPT sind längst im Alltag vieler Menschen angekommen. Ob im Büro, an der Universität oder beim Erledigen von Hausaufgaben: Die smarten Programme versprechen Effizienz und Unterstützung. Doch während der Nutzen im Vordergrund steht, mehren sich auch kritische Stimmen. Der Verdacht: Wir werden durch die Verwendung von KI-Tools dümmer. Das steckt hinter der These.

Einen konkreten Anhaltspunkt für diese Debatte liefert eine aktuelle Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT), über die das Tech-Portal „TechStartups“ berichtet. Im Rahmen der Untersuchung analysierten Forschende, wie sich die Nutzung von ChatGPT auf die geistige Aktivität während des Schreibens auswirkt. Die Teilnehmenden mussten Essays verfassen – wahlweise mit Unterstützung von ChatGPT, mit Hilfe klassischer Internetsuchen oder komplett ohne digitale Hilfsmittel.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bei den ChatGPT-Nutzenden die Gehirnaktivität während der Schreibphasen deutlich niedriger war als bei den Vergleichsgruppen. Zudem zeigte sich, dass 83 Prozent derjenigen, die ChatGPT einsetzten, im Anschluss nicht mehr genau wiedergeben konnten, was sie selbst geschrieben hatten. Die Forschenden interpretieren dies als Hinweis auf nachlassende kognitive Verarbeitungstiefe. Die Studie befindet sich aktuell im Preprint-Verfahren und wurde bislang noch nicht unabhängig begutachtet.

Junge Menschen setzen KI zunehmend im Schulalltag ein

Auch im Bildungsbereich spielt Künstliche Intelligenz eine wachsende Rolle. Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom zeigt, dass inzwischen fast ein Viertel der Schülerinnen und Schüler in Deutschland ihre Hausaufgaben regelmäßig mit KI-Unterstützung erledigt. 23 Prozent der befragten Jugendlichen ab 14 Jahren gaben an, häufig auf Programme wie ChatGPT zurückzugreifen.

Die Meinungen über die Auswirkungen gehen dabei auseinander. Während 53 Prozent die KI als hilfreiche Lernunterstützung wahrnehmen, äußerten zugleich 48 Prozent die Befürchtung, der Einsatz solcher Technologien könne sie „dumm“ machen. Knapp die Hälfte plädiert deshalb dafür, KI bei Hausaufgaben grundsätzlich zu verbieten. Die Umfrage verdeutlicht, wie ambivalent das Thema selbst unter jungen Menschen wahrgenommen wird.

Fachleute fordern ausgewogene Bewertung

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mahnen zur Differenzierung. Sprachmodelle könnten durchaus sinnvoll eingesetzt werden, etwa zum Strukturieren von Inhalten oder zum besseren Verständnis komplexer Themen. Problematisch werde es dann, wenn Nutzer Inhalte unreflektiert übernehmen und sich eigene kognitive Leistungen dadurch auf Dauer verringern.

Unabhängige Medien wie „Scientific American“ weisen zudem darauf hin, dass aktuelle Untersuchungen meist mit kleinen Stichproben arbeiten und langfristige Effekte bislang nur unzureichend erforscht sind. Auch die Autoren der MIT-Studie betonen, dass die gemessenen Veränderungen der Gehirnaktivität kurzfristiger Natur sind. Ob sich daraus ein dauerhafter Abbau kognitiver Fähigkeiten ableiten lässt, bleibt offen.

Zwischen Effizienzgewinn und Denkfaulheit

Die Debatte über die Rolle von Künstlicher Intelligenz im Bildungswesen und Alltag wird voraussichtlich weiter an Dynamik gewinnen. Klar ist: KI-Systeme verändern den Umgang mit Wissen. Sie bieten einerseits Chancen zur Unterstützung, können aber andererseits die Gefahr bergen, eigene Anstrengungen zu reduzieren. Bildungsexperten fordern daher, den Einsatz solcher Technologien pädagogisch zu begleiten und die Vermittlung von Medienkompetenz auszubauen.