10. Juli 2025
Tragischer Unfall: Bub von Baum erschlagen - Grundbesitzer vor Gericht
War es fahrlässige Tötung? Ein Baum erschlägt einen kleinen Jungen. Das Amtsgericht Forchheim klärt, ob der Landwirt sich hätte vorher kümmern müssen.

War es fahrlässige Tötung? Ein Baum erschlägt einen kleinen Jungen. Das Amtsgericht Forchheim klärt, ob der Landwirt sich hätte vorher kümmern müssen.

Es war ein tragischer Unfall mit schlimmen Folgen: Am Fronleichnamstag 2023 stürzt eine abgestorbene Esche auf einen Weg – und trifft mit voller Wucht eine ganze Familie. Ein achtjähriger Junge stirbt nach einem Schädelbruch, seine vier Jahre alte Schwester überlebt mit schwersten Verletzungen, auch die Mutter wird verletzt. Die Überlebenden kämpfen auch Jahre später noch mit den Folgen. 

Am Amtsgericht Forchheim beschäftigt die Juristen nun eine andere Frage: Hätte der Grundbesitzer das Unglück verhindern können, wenn er seinen Pflichten ordnungsgemäß nachgekommen wäre? Hat sich der Landwirt, auf dessen Grund der Baum gestanden hatte, der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung schuldig gemacht? 

Die Staatsanwaltschaft sieht das so und forderte deshalb eine Verurteilung zu neun Monaten Haft auf Bewährung. Der Verteidiger des selbst schwerbehinderten Landwirtes verlangte einen Freispruch. Der umgestürzte Baum habe in freier Landschaft gestanden, mit naturtypischen Gefahren sei dort zu rechnen. Ein Urteil des Schöffengerichts unter Vorsitz von Richterin Silke Schneider wird noch am Donnerstag erwartet.

 „Auf einmal hat es geknackt“

Ein Gutachter sagte vor Gericht aus, der umgestürzte Baum sei bereits seit zwei Jahren abgestorben gewesen, was Luftbilder belegten. Ein Nachbar, der täglich an dem Baum vorbeiging, sagte allerdings aus, der Baum sei in eine Hecke eingebettet und insofern schwierig zu sehen gewesen. 

Die betroffene Familie aus Nürnberg hatte einen Ausflug zu den Sinterterrassen bei Forchheim unternommen, besonders im Frühjahr und Herbst ein beliebtes Ziel von Wanderern und Spaziergängern. Die Mutter des getöteten Jungen schilderte im Zeugenstand unter Tränen die Geschehnisse. Die Familie sei völlig unvermittelt getroffen worden. „Auf einmal hat es geknackt“, sagte die Frau. 

Sie selbst und die kleine Tochter müssten noch heute psychologisch behandelt werden. Das Kind leide unter Ängsten, schilderte der Vater, könne nicht alleine in seinem Zimmer schlafen, habe Angst in den Kindergarten zu gehen.