17. Juli 2025
Justiz: Auftakt im Prozess um Brudermord in Afghanistan
Die Kinder des Opfers zeigten den mutmaßlichen Täter erst nach einem Wiedersehen in Deutschland an. Jetzt wird der Fall vor dem Landgericht Hanau aufgerollt.

Die Kinder des Opfers zeigten den mutmaßlichen Täter erst nach einem Wiedersehen in Deutschland an. Jetzt wird der Fall vor dem Landgericht Hanau aufgerollt.

Ein mutmaßlicher Brudermord in Afghanistan wird zum Fall für das Landgericht Hanau. Dort beginnt heute (9.00 Uhr) ein Prozess gegen einen 69 Jahre alten Afghanen, der zuletzt in Hanau wohnte und seit Januar in Untersuchungshaft sitzt. 

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, am 26. Oktober 2015 in der Stadt Kandahar seinen arglosen Bruder erschossen zu haben. Hintergrund soll ein Erbstreit gewesen sein. Die Anklage sieht in dem Fall die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe erfüllt. Der damals elfjährige Sohn des Opfers soll Zeuge der Tat geworden sein.

Kinder des Opfers zeigten Onkel an

Der Sohn und die Tochter des Getöteten, die wie weitere Familienangehörige mittlerweile ebenso in Deutschland leben, zeigten den Angeklagten nach Gerichtsangaben im Jahr 2024 an, nachdem sie ihn in Deutschland wiedergetroffen hatten.

Der Prozess wird nach Justizangaben durch eine Ausnahmeregelung im Strafgesetzbuch möglich. Üblicherweise werden Vergehen und Verbrechen an den für die jeweiligen Tatorte zuständigen Gerichten angeklagt und verhandelt. Seit der Machtübernahme der Taliban sind die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan aber stark eingeschränkt. Laut Staatsanwaltschaft handelt es sich um „stellvertretende Strafrechtspflege“.