
Frauke Brosius-Gersdorf tritt nach der abgesetzten Richterwahl die Flucht nach vorn an. Der CDU-Abgeordnete Christoph Ploß bleibt bei „Markus Lanz“ dennoch skeptisch.
Am Dienstag hatte Markus Lanz in seiner Talkshow Frauke Brosius-Gersdorf zu Gast. Die umstrittene Juristin versuchte dort mit einigen Vorwürfen gegen sie aufzuräumen, welche ihre Wahl zur Bundesverfassungsrichterin vorerst verhindert hatten (mehr zu dem Auftritt lesen Sie hier).
Zumindest Christoph Ploß haben ihre Erklärungen nicht überzeugt. Der CDU-Abgeordnete saß am Mittwoch in der ZDF-Sendung und erklärte zu dem Auftritt von Brosius-Gersdorf: „Das, was für die Union der Kern ist, nämlich die Würde des Menschen ganz nach vorne zu stellen, ist nicht ganz zufriedenstellend beantwortet worden.“ Brosius-Gersdorf stand vor allem wegen ihrer Positionen zum Schwangerschaftsabbruch in der Kritik.
Ploß zu Frauke Brosius-Gersdorf: „Ich hätte sie auch nicht gewählt“
Das habe „einen Kern der Union berührt“, erklärte Ploß. Der CDU-Mann machte deutlich, dass auch er kein Befürworter ihrer Wahl zur Verfassungsrichterin ist: „Ich hätte sie auch nicht gewählt“, stellte er klar. Den Vorwurf von Brosius-Gersdorf, es habe eine „Kampagne“ gegen sie gegeben, wies er zurück. „Die Abgeordneten haben sich eine eigenständige Meinung gebildet“, so Ploß.
Das Spitzenpersonal der Union macht sich nach dem Debakel im Bundestag weiter rar. Der Hamburger CDU-Politiker sei der einzige von 24 Abgeordneten der Union gewesen, der für die Sendung zugesagt habe, verriet Lanz: „Alle anderen hatten schon Termine.“
Britta Haßelmann kritisiert Jens Spahn
Grünen-Fraktionschefin Britta Haßelmann hingegen nutzte die Gelegenheit bei Lanz, um einmal mehr scharf gegen Jens Spahn zu schießen. Sie sieht ein „eklatantes Führungsversagen“ beim Fraktionsvorsitzenden der Union. Trotz vorheriger Zusage war es Spahn nicht gelungen, die notwendigen Stimmen in seiner Fraktion für eine Wahl von Brosius-Gersdorf zu organisieren.
Spahn habe die Wahl „dilettantisch“ vorbereitet, meinte Haßelmann, und wurde grundsätzlich: „Ich habe kein Interesse mehr daran, dass mir Männer diese Welt erklären. Und diese Art, wie Frau Brosius-Gersdorf angegangen wurde – so kann man mit Frauen in dieser Republik nicht umgehen.“
Die Plagiatsvorwürfe, die die Union ins Feld geführt hatte, um die Wahl abzusetzen, wurden durch ein Gutachten nicht bestätigt. Diese Thesen seien „wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen“, sagte Haßelmann. Der Union warf sie vor, auf „die Muster der AfD“ hereinzufallen“. Ploß gestand immerhin ein: „Der Prozess war nicht gut und da gilt es, einiges aufzuarbeiten.“ Wie es mit der Wahl der Bundesverfassungsrichter weitergeht, ist allerdings offen.
Quelle: „Markus Lanz“