17. Juli 2025
Truppenbesuch: Pistorius: Kein Automatismus bei Wehrpflicht – "zeitgemäß"
Verteidigungsminister und Generalinspekteur sagen beim Truppenbesuch: Das aktualisierte Ausbildungskonzept hat begonnen. Es bleibt aber viel zu tun.

Verteidigungsminister und Generalinspekteur sagen beim Truppenbesuch: Das aktualisierte Ausbildungskonzept hat begonnen. Es bleibt aber viel zu tun.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat bei einem Truppenbesuch in Rheinland-Pfalz einen „modernen und zeitgemäßen Wehrdienst“ angekündigt, „der junge Leute in ihrer Lebenswirklichkeit abholt“. Der Wehrdienst müsse sinnstiftend und auch finanziell attraktiv sein. „Der Arbeitsmarkt ist nicht so, dass wir aussuchen können – sondern wir werden ausgesucht“, sagte der SPD-Politiker bei einem Besuch mit Generalinspekteur Carsten Breuer beim Luftwaffenausbildungsbataillon in Germersheim (Pfalz).

Mit Blick auf das geplante Gesetz für den neuen Wehrdienst sprach sich Pistorius gegen einen Automatismus aus. „Ich bin der Auffassung, dass man keinen Automatismus in dieses Gesetz reinbauen sollte, weil es dazu führt, dass quasi durch Exekutiventscheidung dann die Wehrpflicht teilweise wieder in Kraft gesetzt wird. Ich glaube, das ist dieser Gesellschaft nicht zuzumuten. Gleichzeitig muss man klarmachen, dass es passieren kann.“

Pistorius setzt auf Freiwilligkeit

Er setze auf Freiwilligkeit. „Wenn der Wehrdienst so erfolgreich und attraktiv wird, wie wir das glauben, werden wir ohne große Mühe 25.000 bis 30.000 junge Leute in jedem Jahr im Schnitt gewinnen, die diesen Wehrdienst leisten.“

Breuer sagte: „Der neue Wehrdienst hat begonnen.“ Die Ausbildungsinhalte für die Grundausbildung seien seit dem 1. Juli umgestellt worden. „Wir brauchen ein Aufwuchspotenzial. Wir müssen, um unseren Verpflichtungen nachzukommen, aber auch, um der Bedrohung etwas entgegensetzen zu können, 460.000 Soldaten und Soldatinnen unter Waffen. Das gelingt nicht nur mit Aktiven, sondern hier müssen Reservisten mit dazugenommen werden.“

„Beim neuen Wehrdienst wollen wir die Rekrutinnen und Rekruten für den sogenannten erweiterten Heimatschutz ausbilden“, kündigte Pistorius an. „Das heißt, trainieren, wie man eine Kaserne, einen Hafen, einen Flugplatz sichert und kontrolliert, wie man sich im Gefecht bei Tag und bei Nacht richtig bewegt, wie man das alleine tut oder im Team. Sie lernen den Umgang mit Pistole und Gewehr genauso wie den Umgang mit medizinischen Kenntnissen.“

Kapazitätsbegrenzungen

Ihm sei bewusst, dass der neue Wehrdienst eine neue Infrastruktur brauche. „Das ist ja der Grund, warum wir Kapazitätsbegrenzungen haben für die Zahl der Wehrdienstleistenden. Und allein am Standort Germersheim wollen wir rund 100 Millionen Euro investieren“, sagte Pistorius. In der Pfalz besuchte er auch eine Drohnenschulung. Derzeit habe man zehn Drohnen zur Verfügung, hieß es. „Zu wenig“, sagte der Minister. Ein Ausbilder stimmte zu: Nötig sei das Vierfache.

Breuer sagte, die Truppe könne Erfahrungen aus Russlands Angriffskrieg in der Ukraine nutzen. Dazu gehöre die verstärkte Nutzung der Drohne, „mit der wir weiter und um die Ecke schauen können“. Das Ausbildungsbataillon ist in die Standorte Germersheim und Roth (Bayern) aufgeteilt. In der Südpfalz-Kaserne sind 380 Rekrutinnen und Rekruten stationiert.