19. Juli 2025
Meinung: Sind die Sommerferien zu lang? Nein, sie sind nicht für die Eltern da
Die Elternvertreter fordern kürzere Sommerferien – weil sechs Wochen viele überforderten. Sorry, aber das klingt egoistisch. Denn diese Zeit ist für die Kinder da.

Die Elternvertreter fordern kürzere Sommerferien – weil sechs Wochen viele überforderten. Sorry, aber das klingt egoistisch. Denn diese Zeit ist für die Kinder da.

„School’s out – forever“ rief Alice Cooper einst. Auch schon wieder über 50 Jahre her. Seine Hymne feierte damals nicht nur den Ferienbeginn und die Aussicht auf Wochen süßen Nichtstuns, sondern forderte gleich ganz das Ende von Schule und Lernerei. Dabei haben es amerikanische Schülerinnen und Schüler sowieso bequem: Ihre Sommerferien dauern zehn bis zwölf Wochen – das ist fast so gut wie „forever“. 

Sechs Wochen Sommerferien sind eher wenig

Von deutschen Schulbänken aus betrachtet ist das jedenfalls eine halbe Ewigkeit. Aus Sicht einiger Eltern dagegen sind selbst die hier üblichen sechs Wochen noch zu lang. „Ferien sind für viele Familien die schwierigste Zeit des Jahres – organisatorisch, emotional und finanziell“, heißt es etwas alarmistisch beim Bundeselternrat.

Anlass für die Einlassung: die Diskussion über die Sommerferien-Extrawürste für Bayern und Baden-Württemberg. Stattdessen sei die Anzahl der Ferientage und die fehlende Betreuung die viel größeren Probleme, so die Elternvertreter.  Durchaus verständlich. Anderthalb Monate können lang werden, vor allem, wenn nicht viel Geld da ist für die Urlaubsreise oder Ferienfreizeiten. 

Nun kann man Elternvertretern nicht vorwerfen, dass sie die Interessen von Eltern vertreten. Allerdings klingen mache Einwände danach, als würden sie allein ihre Interessen im Blick haben – und nicht auch die ihrer Kinder

Eltern sind nicht der Rundum-Entertainment-Clown ihrer Kinder

Da wäre dieser kontrollzwanghafte Anspruch darauf, 24/7 Zugriff auf den Nachwuchs haben zu wollen. Natürlich sollen 8-Jährige nicht den ganzen Tag alleine zu Hause herumsitzen müssen. Zwölfjährigen dagegen ist das durchaus mal zuzumuten. Und Teenager wären mit etwas mehr Beinfreiheit vielleicht sogar etwas weniger zornig. 

Auch verlangt niemand von ihnen, dem Nachwuchs als Rundum-Entertainment-Clown zur Verfügung zu stehen. Kinder haben Freunde, sie haben Nachbarn, manche haben Omas und Opas, andere Cousinen, sie haben Hobbys und manchmal eben auch Langeweile. Alles taugt dazu, ein paar Ferienwochen halbwegs würdevoll zu überstehen. In anderen europäischen Ländern, in denen die Ferien deutlich länger sind – also fast überall – funktioniert das auch.

Gerne längere Ferien

Unstrittig ist: Kinder brauchen Pausen für Erholung und Entspannung. Auch gerne längere, vor allem wenn sie jünger sind. Wünschenswert ist es auch, wenn es mehr oder bessere Ferien-Betreuungsmöglichkeiten gibt. Gerade für Alleinerziehende. So wie in Ostdeutschland, wo Eltern zufriedener sind als im Westen. Was es nicht braucht, sind Elternvertreter, die ihre Bedürfnisse mit denen ihrer Kinder verwechseln.