
Auch bei wissenschaftlichen Datenbanken sei nicht mehr unbedingt Verlass auf die USA, sagt der Minister. Er beobachtet noch an ganz anderer Stelle Folgen der Entwicklungen jenseits des Atlantiks.
Angesichts der Entwicklungen in den USA braucht es für den rheinland-pfälzischen Wissenschaftsminister Clemens Hoch in Deutschland eine Diskussion über wissenschaftliche Infrastrukturen wie Datenbanken. „Wir müssen sehr viel mehr über weltweite Vernetzung reden“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. Ähnlich wie bei der Verteidigung könnten sich Europa und Deutschland auch bei wissenschaftlich genutzten Datenbanken nicht mehr auf die Vereinigten Staaten verlassen.
Bisher sei die wissenschaftliche Nutzung riesiger Datenbanken in den USA wegen des dort niedrigeren Datenschutzniveaus problemlos möglich gewesen. Davon habe die komplette Welt profitiert. Auch Deutschland habe daraus Vorteile gezogen und gleichzeitig selbst immer bei der Nutzung von Daten abgewunken und auf das hierzulande hohe Datenschutzniveau verwiesen, sagte der Minister.
Ruf nach Daten-Infrastrukturen
Beim Militär sei es mittlerweile Konsens, dass Europa für sich selbst sorgen und sich nicht mehr komplett auf die USA verlassen könne. „Ich finde, wissenschaftlich ist die Herausforderung noch viel größer“, betonte Hoch. „Wir müssen selbst Infrastrukturen schaffen. Und wir müssen unser Datenschutzniveau auf den europäischen Standard senken.“
Der Wettlauf des Geldes gegen Amerika oder China sei verloren. „Wir können beim Geld nicht mithalten, bei dem, was Apple, Google und chinesische Unternehmen in KI investieren“, sagte Hoch weiter. Aber in Deutschland könne sichergestellt werden, dass Daten vertrauensvoll aufbewahrt würden. „Und es wird immer einen Markt für vertrauensvolle KI geben auf dieser Welt.“
Mehr Bewerbungen aus dem Ausland
Der teils wissenschaftsfeindliche Kurs der US-Regierung mache sich auch daran bemerkbar, dass Wissenschaftler sich mittlerweile öfter gegen die Vereinigten Staaten entschieden, sagte der Minister. Das zeige sich weniger bei Professoren, aber sehr wohl im Post-Doc-Bereich, also bei Stellen, die promovierte Wissenschaftler nach einer Promotion an einer Universität oder einer Forschungseinrichtung antreten.
„Wir sehen viel mehr Bewerbungen aus Ländern, aus denen Wissenschaftler klassischerweise Richtung Amerika gegangen wären“, berichtete Hoch. „Die sagen jetzt, in ihrem zweiten und dritten wissenschaftlichen Karriereschritt entscheiden wir uns doch für den Forschungsstandort Deutschland.“