5. September 2025
Kriminalität: Nur gucken: Über Diebstahl in Botanischen Gärten
Fleischfressender Sonnentau, Kakteen oder Artischockenblüten als Diebesgut? Diebstähle aus Botanischen Gärten sind nach Angaben der Einrichtungen zwar selten - aber es kommt vor.

Fleischfressender Sonnentau, Kakteen oder Artischockenblüten als Diebesgut? Diebstähle aus Botanischen Gärten sind nach Angaben der Einrichtungen zwar selten – aber es kommt vor.

Beim Besuch in Botanischen Gärten dürfen nur schöne Eindrücke gesammelt werden – die Pflanzen sind tabu. Daran halten sich nicht alle. Es gibt immer wieder Diebstähle auch aus hessischen Gärten, wie die Einrichtungen in einer dpa-Umfrage berichten. Das Problem war jedoch in der Vergangenheit schon mal größer. 

„Pflanzen dürfen grundsätzlich nicht berührt werden, da sie empfindlich oder giftig sein können“, erklärt eine Sprecherin des Palmengartens und des Botanischen Gartens in Frankfurt. Pflanzen oder Pflanzenteile, Pilze, Steine und Hölzer dürfen nicht mitgenommen oder beschädigt werden.

Während der Corona-Zeit gab es mehr Diebstähle

„Während der Pandemie haben wir eine größere Zahl an Diebstählen festgestellt“, berichtet die Sprecherin. Seither sei dies kaum noch ein Thema. „Wir gehen davon aus, dass die damalige Serie in Zusammenhang mit dem während der Pandemie aufgekommenen Zimmerpflanzen-Trend stand.“ Bei den Landfingern seien tropische Pflanzen, die auch als Zimmerpflanzen dienen können, besonders beliebt gewesen.

Der Besucherservice des Palmengartens sei für das Thema Diebstahl sensibilisiert und nehme bestimmte Bereiche des Gartens verstärkt in den Blick. Alle Diebstähle würden zur Anzeige gebracht.

Fleischfressender Sonnentau bei Langfingern beliebt

„Unser schöner Garten hat Glück, weil er von der benachbarten Klinik einsehbar und somit ein Stück weit geschützt ist“, sagt Daniela Klotz vom Apothekergarten in Wiesbaden. „In der Vergangenheit wurde der Sonnentau immer wieder gestohlen, in diesem Jahr auch mal die Artischockenblüten – wohl als Deko.“ In der Vergangenheit verschwanden auch schon über Nacht große Pflanzen in Töpfen.

Gartenleiter: Diebstähle seit Jahren rückläufig

„Aus den vergangenen drei Jahren ist uns kein Fall von Diebstahl im Botanischen Garten der TU Darmstadt bekannt“, erläutert der wissenschaftliche Leiter Professor Simon Poppinga. Ein Fall, in dem ein Dieb oder eine Diebin auf frischer Tat ertappt wurde, sei auch aus der Zeit zuvor nicht bekannt. Kritische Bereiche des Botanischen Gartens, wie etwa die Orchideen, seien gesichert.

„Insgesamt haben nach unserer Kenntnis bundesweit Diebstähle von botanischen Arten in den vergangenen zehn Jahren stark nachgelassen“, erläutert Poppinga. Dies werde darauf zurückgeführt, dass die Gruppe der Pflanzensammler und -sammlerinnen mit fundierten botanischen Kenntnissen stetig geschrumpft sei. Eine hohe Nachfrage habe zuletzt noch einmal nach buntlaubigen Araceen bestanden, das sind Aronstabgewächse. „Diese betraf den Botanischen Garten der TU jedoch nicht, da die entsprechenden Sorten hier nicht kultiviert werden.“

In Kassel wurden schon Kakteen gestohlen

Auch in Kassel verschwinden wenig Pflanzen. „Mit Blick auf die vergangenen zehn Jahre stellen Straftaten oder Ordnungswidrigkeitsverfahren im Botanischen Garten ein seltenes Ereignis dar“, erklärt ein Sprecher der Stadt. In der Vergangenheit seien im Kakteenhaus Einzelpflanzen entwendet worden, was zu geänderten Öffnungszeiten der Kakteenhäuser geführt habe. „Angesichts der hohen Besucherfrequenz herrscht im Botanischen Garten eine hohe soziale Kontrolle, was ein Entwenden von Pflanzen generell erschwert“, gibt der Sprecher zu Bedenken. 

Auch eine Sprecherin der Justus-Liebig-Universität Gießen erklärt: „Glücklicherweise haben wir in unserem Botanischen Garten kein großes Problem mit Diebstahl und Vandalismus.“ Im Schnitt komme es einmal in fünf Jahren zu einem Pflanzendiebstahl. „Das ist kein neues Phänomen und betrifft vor allem sehr seltene Kakteen und Orchideen“, erläuterte die Sprecherin. „Es ist daher in Botanischen Gärten üblich, seltene Pflanzenarten hinter Plexiglas zu sichern. Das ist auch bei uns der Fall.“ 

Nach den Erfahrungen in Gießen ist gerade bei den seltenen Pflanzen der typische Dieb eher vom Fach. „Das dürfte in der Natur der Sache liegen, da Laien die Erkennung besonders wertvoller Pflanzen deutlich schwerer fallen würde“, erläuterte die Sprecherin. 

Eine Sprecherin der Philipps-Universität Marburg erklärte, es komme sehr selten zu Diebstählen von Pflanzen aus dem Botanischen Garten. Während der Corona-Pandemie sei es etwas häufiger vorgekommen. Diebe und Diebinnen erhalten Hausverbot.