26. September 2025
Audi-Bande: Mutmaßliche Geldautomaten-Knacker vor Gericht
Für Sprengattacken auf Geldautomaten in sieben Bundesländern stehen vier Niederländer in Wuppertal vor Gericht. Sie sollen der berüchtigten "Audi-Bande" angehören.

Für Sprengattacken auf Geldautomaten in sieben Bundesländern stehen vier Niederländer in Wuppertal vor Gericht. Sie sollen der berüchtigten „Audi-Bande“ angehören.

Mutmaßliche Mitglieder der berüchtigten „Audi-Bande“ stehen wegen einer bundesweiten Serie von 18 Sprengattacken auf Geldautomaten in Wuppertal vor Gericht. Die vier Niederländer, 31 bis 40 Jahre alt, sollen nach ihren explosiven Angriffen stets mit einem hochmotorisierten Fluchtwagen der Marke Audi davongerast sein. 

Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern vor, in sieben Bundesländern zugeschlagen zu haben. Laut Anklage erbeuteten sie dabei 1,7 Millionen Euro. Einer von ihnen, ein 39-Jähriger, war bereits in Köln als Automatensprenger zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden. 

Böse Überraschung in Südholland 

Die Masche ist immer dieselbe: Die Gangster brauchen meist nur ein bis zwei Minuten, bis der Geldautomat präpariert ist und in die Luft fliegt. Dann rasen sie halsbrecherisch mit ihrer Beute und hohem Tempo davon – so auch der Vorwurf in diesen Fällen. Gefasst wurden die Angeklagten im Juni vergangenen Jahres. 

Die Anklagevorwürfe lauten: Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen und schwerer Bandendiebstahl. Die Tatzeit: Mai 2022 bis Juni 2024. Nach ihrem vorerst letzten Coup in Heilbronn wartete bei ihrer Rückkehr in Südholland eine böse Überraschung: niederländische Spezialeinheiten in einem Garagenhof.

Im Auto waren Sprengstoff, diverse Kennzeichen und dicke Bündel Bargeld entdeckt worden. Der vorbestrafte Verdächtige versuchte zu flüchten, bis ein Polizeihund zuschnappte. In den Niederlanden werden Geldautomatensprenger „Plofkrakers“ genannt, was wörtlich übersetzt „Knallknacker“ heißt. 

Fluchtwagen über 300 km/h schnell

Ausgangspunkt der Ermittlungen war eine Tat in Erkrath bei Düsseldorf, hatten die Ermittler damals berichtet. Danach war der Tatwagen, ein Audi RS 6 mit 580 PS ohne Tempo-Abriegelung und ohne Airbags, über 300 Kilometer pro Stunde schnell, ins Visier der Ermittler gerückt. 

Weil die Niederländer an ihren Autobahnen ein Kennzeichen-Lesesystem verwenden, konnte der Wagen mit einer Reihe von Sprengungen in Verbindung gebracht werden. 

Die Zahl der Sprengungen war zuletzt in NRW rückläufig, was Ermittler auf die vermehrte Verwendung von Farb- und Klebbomben in den Geldautomaten zurückführen. Dadurch wird die Beute unbrauchbar.

Spur der Verwüstung durch halbe Republik

In NRW sollen die Männer in wechselnder Beteiligung in Espelkamp, Erkrath, Rheinberg, Haltern am See, Bad Driburg und Horn-Bad Meinberg zugeschlagen haben. Ihnen werden aber auch Taten in Hessen, Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen, Thüringen und im Saarland zugeschrieben. In einigen Fällen soll es beim Versuch geblieben sein. 

Die Verdächtigen passen ins Täterprofil, das das Landeskriminalamt NRW von der sogenannten Audi-Bande erstellt hatte: Demnach soll hinter einem Großteil der Sprengungen eine Szene von mehreren Hundert Menschen nordafrikanischer Herkunft stecken, die in Städten wie Utrecht und Amsterdam leben.

Nach der Verlesung der Anklage bat die Vorsitzende Richterin die Prozessparteien zum Rechtsgespräch hinter verschlossenen Türen. Für den Prozess sind acht weitere Verhandlungstag eingeplant.