
Der Wohnungsmarkt ist in allen hessischen Großstädten angespannt. Teilweise verlangen Vermieter höhere Preise als erlaubt.
Wohnen in Hessen kann teuer sein. Mancherorts verlangen Vermieter Mietpreise, die über das erlaubte Niveau hinausgehen: In Frankfurt könnten nach Angaben der Stadt bei mindestens 30 Prozent aller Mietverhältnisse eine Mietpreisüberhöhung vorliegen.
Der rechtliche Rahmen dafür ist deutschlandweit geregelt: Eine Mietpreisüberhöhung liegt vor, wenn Preise von mindestens 20 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete verlangt werden. Die Straftat des Wuchers ist erfüllt, wenn ein Vermieter zudem eine Notlage der Mieter ausnutzt.
In Frankfurt wurde im Mai 2025 ein Vermieter wegen Mietwuchers verurteilt, wie die Stadt mitteilt. Der Mann habe über längere Zeit hinweg Mieten verlangt, die bis zu 122 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete lagen.
Mehr als 1.000 Anzeigen
Frankfurt ist eigenen Angaben zufolge „eine der teuersten Städte Deutschlands für Mieter:innen“. Ein geringes Angebot an bezahlbarem Wohnraum sei hier seit Jahren gegeben. Mieterinnen und Mieter, die vermuten überhöhte Mietpreise zu bezahlen, können sich bei der Stadt melden. Seit Oktober 2023 geht das auch über ein Online-Formular.
Im Zeitraum von 2020 bis 2024 wurden laut Stadt etwas mehr als 1.000 Fälle angezeigt. Daraus erfolgten demnach Rückzahlungen in Höhe von 330.000 Euro an Staat und Mieter.
Der Mieterschutzverein Frankfurt bescheinigt der Stadt, das Thema der hohen Mieten als ein „Hauptproblem“ erkannt zu haben. Aber Betroffene nutzten die rechtlichen Möglichkeiten selten aus, erklärt Geschäftsführer Rolf Janßen. „Viele Betroffene haben Angst, einen Konflikt mit ihrem Vermieter herbeizuführen.“ Außerdem fehlten oftmals die juristischen Kenntnisse und so komme erst gar kein Unrechtsempfinden auf.
Kassel will präventiv tätig werden
Auch den anderen Großstädten in Hessen wurde im Rahmen der Mieterschutzverordnung im Jahre 2020 ein angespannter Wohnungsmarkt attestiert. In der Landeshauptstadt fungiert die Wohnungsaufsicht als Ansprechpartner für Mieter, die mutmaßlich von Mietüberhöhung betroffen sind. Das zuständige Dezernat „wird auch weiterhin den Mietmarkt im Auge behalten und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um Wohnraum für die Masse der Bevölkerung bezahlbar zu halten“, verspricht die Stadt Wiesbaden.
Gleichfalls sieht Kassel beim Thema der überhöhten Mieten dringenden Handlungsbedarf: Für Teile der Bevölkerung sei es schwer, sich mit angemessenem und bezahlbarem Wohnraum zu versorgen. „Überhöhte Mieten sind deshalb besonders problematisch“, betont ein Sprecher auf Anfrage. Überdies plane Kassel, bei mutmaßlich überhöhten Mietangeboten auf Immobilienportalen präventiv tätig zu werden.
Offenbach wird eine Bürger-Anlaufstelle für Hinweise zu Mietpreisüberhöhungen vorerst nicht bekommen. Ein entsprechender Antrag der Partei „Die Linke“ wurde von der Stadtverordnetenversammlung im Februar 2025 abgelehnt.
Experte: Missverhältnis von Angebot und Nachfrage
Aber warum verlangen Vermieter in Hessen immer höhere Mieten? Der Anstieg resultiere aus dem seit langem bestehendem Missverhältnis von Angebot und Nachfrage an Wohnraum und „explodierenden Energiekosten“, erklärt Younes Frank Ehrhardt, Geschäftsführer des Eigentümervereins Haus & Grund Hessen.
„Hauptgrund für eine Mieterhöhung sind die allgemeine Teuerung, an denen sich auch ein privater Vermieter zur Gewährleistung der Wirtschaftlichkeit des Vermietungsgeschäfts zu orientieren hat“, betont Erhardt. Ebenfalls relevant seien gesetzliche Anforderungen, die über die Mieteinnahmen zumindest teilweise kompensiert werden müssten.
Grundlegende Probleme auf dem Wohnungsmarkt können laut Erhardt nur durch mehr Wohnraum und die Senkung von Energie- und Nebenkosten gelöst werden. Durch die Aufstockung von Gebäuden sei außerdem die Schaffung von 250.000 neuen Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet möglich.