3. Juli 2025
Pflegeheim und Gasnetz: Versicherungskammer erhöht Infrastruktur-Investitionen
Versicherungen suchen nach möglichst risikoarmen Möglichkeiten, ihr Geld anzulegen. Deutschlands größter öffentlicher Versicherer hat unter anderem Pflegeheime und Solarparks entdeckt.

Versicherungen suchen nach möglichst risikoarmen Möglichkeiten, ihr Geld anzulegen. Deutschlands größter öffentlicher Versicherer hat unter anderem Pflegeheime und Solarparks entdeckt.

Die Versicherungskammer will ihre Investitionen in die Infrastruktur erhöhen – und damit auch Bayerns Kommunen und der Energiewende etwas Gutes tun. In den nächsten fünf Jahren soll das Investitionsvolumen in Infrastrukturprojekte von 5,5 auf 7 Milliarden Euro steigen, wie das zur Sparkassen-Gruppe gehörende Münchner Unternehmen ankündigt. Das beinhaltet sowohl das Gesundheitswesen als auch Wohnungsbau und die Energiewende.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut IW Köln schätzte den Geldbedarf für die Modernisierung und Sanierung der deutschen Infrastruktur im Mai auf 600 Milliarden Euro. So viel Geld wäre demnach in den nächsten zehn Jahren nötig, um einerseits jahrelang vernachlässigte Instandhaltung von Schienen, Brücken oder Schulen nachzuholen und anderseits die deutsche Energieversorgung zu modernisieren.

Höhere Staatsausgaben allein werden Sanierungsstau nicht beheben

Auch wenn die jetzige Bundesregierung große Investitionen ankündigt, gehen etliche Ökonomen und Fachleute nicht davon aus, dass höhere Staatsausgaben allein genügen werden, um den Sanierungsstau aufzulösen. In diese Lücke will die Versicherungskammer stoßen. 

Die Vorteile von Infrastrukturinvestitionen aus Sicht eines Versicherers: Vergleichsweise niedriges Risiko und stabil planbare Erträge, sagt Sebastian Schweier, der Leiter des Infrastrukturgeschäfts der Versicherungskammer. Die Kapitalanlagen der Versicherungskammer summieren sich nach Schweiers Worten auf etwa 70 Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigt bundesweit etwa 7.500 Menschen. 

Versicherung als Gasnetz-Eigentümer 

So ist die Versicherungskammer bereits seit einigen Jahren Eigentümerin des in Schwaig unweit von Nürnberg ansässigen Gasnetzbetreibers Ferngas. Die Gesellschaft betreibt in Nordbayern und Thüringen gut 3.100 Kilometer Gasleitungen, wie Geschäftsführerin Antje Dimotrivici erläutert. Dazu zählt eine 200 Kilometer lange Fernleitung quer durch Thüringen. 

Größtes Projekt in den kommenden Jahren ist deren Umrüstung für das von der Bundesregierung geplante Wasserstoff-Kernnetz. „Erste Wasserstoff-Abnehmer werden voraussichtlich Industriebetriebe sein“, sagt Dimotrivici. Einen hohen Energiebedarf hat beispielsweise die Glasindustrie in Oberfranken.

Kapitalanlage Seniorenwohnheim

Doch geht es nicht nur um Energie: Im Münchner Stadtteil Kieferngarten finanziert die Versicherungskammer die Modernisierung samt teilweisem Neubau einer großen Seniorenwohnanlage des Bayerischen Roten Kreuzes. Die Gesamtkosten belaufen sich auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, die exakte Summe nennt die Sozialservice-Gesellschaft (SSG) des Roten Kreuzes nicht. 

Die Versicherungskammer finanziert das Projekt mit einem langfristigen Kredit von 20 Jahren Laufzeit. Zuvor hatte die SSG versucht, das Großprojekt per Bankkredit zu finanzieren, doch die Konditionen waren weniger günstig. Dementsprechend dankbar ist SSG-Geschäftsführer Christian Pietig:  „Ich kann nur ein großes Lied auf die Versicherungskammer singen.“