
Berlins queere Community fühlt sich seit langem im Kiez um den Nollendorfplatz in Schöneberg zu Hause. Eine Woche vor dem Christopher Street Day wird dort Stadtfest gefeiert – es gibt sogar Geschenke.
Tausende von Besucherinnen und Besuchern sind bereits am ersten Tag zum lesbisch-schwulen Stadtfest in den Regenbogenkiez um den Nollendorfplatz in Schöneberg gekommen. Das Motto dabei lautet traditionellerweise „Gleiche Rechte für Ungleiche – weltweit!“.
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) kam für einen Rundgang vorbei. Am Stand vom Verband Lesben und Schwule in der Union (LSU) bekam er ein T-Shirt mit der Aufschrift „Dem Deutschen Zirkus“ geschenkt.
Sein Parteifreund Bundeskanzler Friedrich Merz hatte sich mit einer viel kritisierten Äußerung hinter den Kurs von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) zum Christopher Street Day in Berlin gestellt.
Er sagte in einer Talksendung auf die Frage, wie er es finde, dass sie die Regenbogenfahne zum CSD nicht auf dem Bundestag hissen wolle: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“, auf dem man beliebig Fahnen hisse.
Veranstalter rechnen mit 350.000 Gästen
Der Regenbogenfonds der schwulen Wirte e. V. als Veranstalter rechnet für das gesamte Wochenende mit rund 350.000 Gästen. „Man kommt noch sehr gut durch“, sagte Dieter Schneider, einer der Organisatoren, am Nachmittag. „Aber man merkt, es ist gutes Wetter.“
Die Veranstalter betonten, es sei aktuell nötiger denn je, Offenheit, Diversität und Liberalität zu demonstrieren. Dass Anfeindungen der queeren Community und Angriffe auf queere Menschen zugenommen hätten, mache sich beim Stadtfest aber nicht bemerkbar, sagte Schneider.
„Ich mache die Veranstaltung seit über 25 Jahren. Hätte mir jemand vor drei oder vier Jahren gesagt, dass wir diesen Rückschritt erleben müssen, hätte ich ihm den Vogel gezeigt“, erklärte Schneider.
„Da sieht man, wie man sich täuschen kann, aber der Stimmung hier tut es überhaupt keinen Abbruch.“ Es werde vielen so gehen wie ihm: „Man ist sich dessen bewusst, aber man lässt sich deswegen die Laune nicht verderben.“
Stadtfest endet erst am späten Sonntagabend
Auf sechs Bühnen treten beim lesbisch-schwulen Stadtfest queere Musiker auf – mit einem Programm von Rock und Pop bis Klassik, wie Schneider betonte. Neu in diesem Jahr ist eine Bühne, die sich dem Thema Fetisch widmet.
Bei der Polit-Talkshow „Das wilde Sofa“ sind Diskussionen mit Teilnehmern wie der Frauenrechtlerin und Imamin Seyran Ateş, der Linke-Abgeordneten und Ex-Sozialsenatorin Elke Breitenbach und dem früheren Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) geplant.
Auf den Straßen im Kiez präsentieren sich viele queere Projekte, Initiativen, Vereine, Läden und Organisationen. Enden soll das Stadtfest erst am späten Sonntagabend.
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