14. August 2025
Ermittlungen gegen Polizisten: Ministerium nennt Details zu erniedrigenden Aufnahmeritualen
Haare abrasiert, Helm angezündet: Der Polizeipräsident soll fassungslos gewesen sein, als er von den Vorgängen hörte. Seit längerem wird gegen acht Polizisten ermittelt. Nun werden Details bekannt.

Haare abrasiert, Helm angezündet: Der Polizeipräsident soll fassungslos gewesen sein, als er von den Vorgängen hörte. Seit längerem wird gegen acht Polizisten ermittelt. Nun werden Details bekannt.

Bei erniedrigenden Aufnahmeritualen und Verfehlungen der Polizei in den eigenen Reihen fordert die Linke vom Innenministerium mehr Transparenz. Erstmals teilte das Innenministerium nun auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Juliane Nagel etliche Details zu Vorfällen aus dem vergangenen Jahr mit, die bislang verschwiegen wurden. 

Demnach sollen am 12. Juni 2024 bei einer Einstandsfeier Beamte der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) in Dresden gezwungen worden sein, zunächst erhebliche Mengen Alkohol zu trinken und sich die Haare abrasieren zu lassen. 

Zudem sei ihnen „ein Motorradhelm ohne Sichtschutz aufgesetzt und dieser nach dem Einsprühen mit Desinfektionsmittel angezündet“ worden. Laut Innenministerium soll den neuen Kollegen anschließend mit einem Spaten auf den Helm geschlagen worden sein – verbunden mit den Worten „Jetzt gehörst du zur Familie.“ 

Bei einem zweiten Vorfall sollen am 26. Oktober neue Beamte gezwungen worden sein, eine extrem scharfe Currywurst zu essen. Zuerst hatte die „Sächsische Zeitung“ berichtet.

Ermittlungen gegen acht Beamte dauern an 

„Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren gegen acht Beschuldigte dauert weiterhin an. Bislang wurden Zeugen vernommen und den Beschuldigten rechtliches Gehör gewährt. Ebenso sind die eingeleiteten Disziplinarverfahren noch nicht abgeschlossen“, teilte das Innenministerium in der jüngsten Antwort auf die Anfrage Nagels mit.

Die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit kommt zum Beispiel bei gewalttätigen Demonstrationen und Ausschreitungen bei Fußballspielen zum Einsatz.

Nagel: Bei Verfehlungen volle Transparenz herstellen

„Was nach pubertärem Unfug klingt, ist verantwortungslos und einer professionellen Behörde unwürdig. Es ist verständlich, dass solche Details bislang verschwiegen wurden – denn das Vertrauen in die Polizei wird dadurch nicht gestärkt“, betonte Nagel. „Richtig professionell wäre es, in Fällen von Verfehlungen selbst volle Transparenz herzustellen – so wie es dem offiziellen Leitbild der Polizei Sachsen entspricht.“ 

Bei einer früheren Anfrage war ihr mitgeteilt worden, dass „aufgrund der andauernden strafrechtlichen und disziplinarrechtlichen Ermittlungen noch keine Auskunft“ erteilt werden könne.

Das Landeskriminalamt und die Generalstaatsanwaltschaft hatten im Dezember 2024 von Ermittlungen gegen acht Polizisten der Bereitschaftspolizei berichtet. Dabei gehe es um den Verdacht der Körperverletzung im Amt sowie der Nötigung von Kollegen, teilte das Präsidium der Bereitschaftspolizei mit. Nähere Angaben zu den Vorfällen wurden damals unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht gemacht. Polizeipräsident Peter Langer wurde mit den Worten zitiert: „Als ich von den Geschehnissen erfahren habe, war ich fassungslos.“