15. August 2025
Tiere: Rückschlag für Fischadler - Eierdieb in 30 Metern Höhe
Mitten in der Nacht verliert das Fischadler-Paar Chronos und Kepler seine Brut. Was die Wildkamera im entscheidenden Moment festhielt – und was nicht.

Mitten in der Nacht verliert das Fischadler-Paar Chronos und Kepler seine Brut. Was die Wildkamera im entscheidenden Moment festhielt – und was nicht.

Ein Eierdieb hat die diesjährige Brut des einzigen Fischadler-Paars im Südwesten zunichtegemacht. Projektleiter Daniel Schmidt-Rothmund vom Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg geht davon aus, dass wahrscheinlich ein Baummarder den Horst auf 30 Metern Höhe geplündert hat.

Ende April sei die Fischadler-Welt von Weibchen Chronos und Männchen Kepler noch in Ordnung gewesen, sagte er laut Mitteilung. Ein Foto einer Wildkamera zeige vier Eier im Nest. „Doch mitten in der Nacht ändert sich alles“, beschrieb Schmidt-Rothmund. „Das letzte Bild zeigt eine aufgebrachte Vogelmutter über ihren Eiern in Abwehrhaltung. Das erkennt man an ihrem weit aufgestellten Gefieder, dem drohend zum Horst-Rand gerichteten Schnabel.“ Im entscheidenden Augenblick habe die Kamera leider kein Foto geschossen.

Projekt zur Wiederansiedlung um ein ganzes Jahr zurückgeworfen

Der Eierdieb müsse das Nest erklommen, den Vogel vertrieben und die Eier angefressen haben, erklärte der Ornithologe und Leiter des Nabu-Vogelschutzzentrums Mössingen. Er war Ende Juli mit einem kleinen Team am Horstbaum in der badischen Oberrheinebene bei Rastatt, um nach Schalenresten und Eiern zu suchen. Doch dort fand sich keine Spur des nächtlichen Raubes mehr. Nach dem Vorfall sei das Paar noch einige Zeit auf dem Nest geblieben – aber die Eier seien dahin gewesen.

„Dass Nester geplündert werden, ist Teil der Natur – wirft das Projekt zur Wiederansiedlung des Fischadlers im Land aber um ein ganzes Jahr zurück“, teilte der Nabu mit. 

Der rund 60 Zentimeter große Greifvogel mit weiß gefiedertem Kopf samt dunklem Band um die Augenpartie galt seit 1907 in Baden-Württemberg als ausgerottet. Noch heute ist die Art gefährdet – ebenso wie die in Deutschland lebenden See-, Schrei- und Steinadler. 

Wo brüten sie nächstes Jahr?

2023 brüteten Chronos und das Kepler als erstes Fischadler-Paar nach mehr als 115 Jahren erfolgreich im Südwesten. Sie stammen aus Sachsen-Anhalt. Im ersten Jahr flogen Balbü und Kju aus, im zweiten Fuchur, Artax und Luna.

Schmidt-Rothmund hat inzwischen viele Nisthilfen im Südwesten installiert und kletternd Nistmaterial in schwindelerregende Höhen geschafft. Vielleicht versucht das Fischadler-Paar 2026 an einer der Plattformen sein Glück. 

Mitte Juni kehrten Chronos und Kepler laut Nabu zu dem geplünderten Nest zurück und besserten es aus. Kurz darauf seien sie an zwei anderen Horsten aufgetaucht: erst in 7 Kilometern Entfernung, dann 20 Kilometer weiter im Elsass. Im Juli hätten sie gemeinsam in der Nähe des Horstes eine zweite Nisthilfe in Baden-Württemberg mehrfach und über viele Stunden inspiziert.