12. September 2025
Kunst und Kultur: Kürzungen treffen barrierefreie Kulturangebote in Sachsen
Trotz zusätzlicher Mittel im sächsischen Kulturhaushalt reicht das Geld für viele barrierefreie Angebote nicht mehr aus. Was das für Menschen mit Behinderung bedeutet.

Trotz zusätzlicher Mittel im sächsischen Kulturhaushalt reicht das Geld für viele barrierefreie Angebote nicht mehr aus. Was das für Menschen mit Behinderung bedeutet.

In Sachsen gibt es weniger Geld für barrierefreie Kulturangebote – mit Folgen für zahlreiche Einrichtungen. Experten warnen vor Rückschritten bei der kulturellen Teilhabe von Menschen mit Behinderung. So muss etwa das Filmfestival DOK Leipzig in diesem Bereich deutlich kürzen: „Dass die Mittel gestrichen wurden, bedeutet für uns, dass wir nur unter großen Anstrengungen ein Kleinstangebot an barrierefreien Formaten anbieten können“, sagte Sprecherin Nina Kühne. 

Durch Einnahmen aus einer Crowdfunding-Kampagne und mit Hilfe von Festivalpartnern können insgesamt sechs barrierefreie Filmfassungen gezeigt werden. Das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm findet in diesem Jahr vom 27. Oktober bis 2. November statt. 

Weniger Filme mit Untertiteln

In den vergangenen Jahren wurden den Angaben zufolge rund 30 Filme mit Audiodeskription oder Untertiteln gezeigt. „Da sind 6 Filme nun sehr wenig“, so Kühne. Zudem hätten bisher mit Hilfe von Fördermitteln drei bis fünf Filmgespräche mit deutscher Gebärdensprache angeboten werden können. Das falle nun komplett weg. Schon in den vergangenen Jahren musste das DOK Leipzig mit weniger Geldern für barrierefreie Angebote auskommen: 2023 und 2024 beliefen sich die Fördermittel dafür vom Land auf rund 49.000 Euro, in den Jahren zuvor waren es noch rund 67.000 Euro.

Im Juni hatte der Landtag den Doppelhaushalt für 2025/2026 beschlossen. Die geplanten Kürzungen im Kulturbereich fielen zwar weniger drastisch aus als geplant – allerdings wurden etwa die Mittel für die Förderrichtlinie Inklusion in der Kultur gestrichen. Hintergrund sei eine angespannte Ausgangslage für den gesamten sächsischen Haushalt und damit verbunden auch notwendige Einsparungen im gesamten Bereich der Kultur, heißt es dazu aus dem Kulturministerium. 2024 standen knapp 462.000 Euro für die Umsetzung von Inklusions-Projekten in Kultureinrichtungen zur Verfügung, 2021 waren es noch knapp 1,7 Millionen Euro. Gleichwohl sei es auch weiterhin möglich, dass Kultureinrichtungen aus aktuell bestehenden Fördermöglichkeiten Maßnahmen zur Inklusion mit umsetzen könnten, so eine Ministeriumssprecherin. 

Menschen mit Behinderung „massiv“ benachteiligt

„Die Förderrichtlinie Inklusion ist auf null gesetzt und der Kulturbereich insgesamt muss Kürzungen verkraften“, sagte Johanna von der Waydbrink, Leiterin der Servicestelle Inklusion im Kulturbereich des Landesverbandes Soziokultur Sachsen. Das führe dazu, dass Menschen mit Behinderung massiv benachteiligt werden – sowohl als Kulturbesucher als auch als Künstler und Akteure. In Sachsen leben rund 20 Prozent der Menschen mit einer Behinderung, so Waydbrink. Es gebe bereits zahlreiche Berichte von Kultureinrichtungen, dass geplante Vorhaben im Bereich der Inklusion entweder wegfallen oder nur teilweise umgesetzt werden. 

Im Tanzlabor Leipzig tanzen Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. Angesichts von Kürzungen könnten zentrale Projekte nicht mehr umsetzbar sein, fürchtet Projektkoordinatorin Franziska Oertel. „Schlussendlich bedeutet dies einen deutlich spürbaren Verlust an Lebensqualität.“

Auch das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden muss Abstriche machen: „Gerade für Sonderausstellungsprojekte stehen uns aktuell spürbar weniger Fördermittel im Bereich Inklusion zur Verfügung als früher“, so ein Sprecher. 2026 stehen zudem Kürzungen im Gesamthaushalt des bekannten Museums an. „Wie in allen Abteilungen des Museums werden wir auch bei der Inklusion Abstriche machen müssen.“ Auch ein schon länger geplantes Blindenleitsystem für das Museum werde vorerst nicht realisierbar sein, hieß es.