29. September 2025
Rio-Paris-Absturz 2009: Berufungsprozess gegen Air France und Airbus beginnt
Gut 16 Jahre nach dem Flugzeugabsturz mit 228 Toten zwischen Rio und Paris geht es vor Gericht erneut um die Frage, ob die französische Fluggesellschaft Air France und der Flugzeugbauer Airbus sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben. Der Berufungsprozess hat am Montag in Paris begonnen. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. Zu den Opfern zählen auch 28 Deutsche.

Gut 16 Jahre nach dem Flugzeugabsturz mit 228 Toten zwischen Rio und Paris geht es vor Gericht erneut um die Frage, ob die französische Fluggesellschaft Air France und der Flugzeugbauer Airbus sich der fahrlässigen Tötung schuldig gemacht haben. Der Berufungsprozess hat am Montag in Paris begonnen. Die Unternehmen weisen die Vorwürfe zurück. Zu den Opfern zählen auch 28 Deutsche.

In der ersten Instanz waren Air France und Airbus 2024 freigesprochen worden. Die Richter hatten festgestellt, dass die Unternehmen „Fehler“ begangen hätten, aber „kein direkter Kausalzusammenhang“ mit dem Absturz belegbar sei. Viele Angehörigen hatten sich von dem Urteil enttäuscht gezeigt. Obwohl die Staatsanwaltschaft den Freispruch gefordert hatte, war sie überraschend in Berufung gegangen.  

Es handelt sich um den bislang schwersten Unfall in der Geschichte der französischen Fluggesellschaft. Die Maschine vom Typ A330-203 war in der Nacht zum 1. Juni 2009 über dem Atlantik abgestürzt. Dabei waren alle 216 Passagiere und die zwölfköpfige Crew ums Leben gekommen. Das Flugzeugwrack und die Flugschreiber wurden erst zwei Jahre später in knapp 4000 Meter Tiefe gefunden.

Bei dem Todesflug waren die sogenannten Pitot-Sonden vereist, was das Abschalten des Autopiloten zur Folge hatte und Alarm auslöste. Die mit der Situation überforderten Piloten steuerten das Flugzeug daraufhin steil nach oben. Weniger als fünf Minuten später stürzte die Maschine in den Atlantik.

Nach Darstellung der Richter der ersten Instanz hatte Airbus es versäumt, die Pitot-Sonden rechtzeitig auszuwechseln, die zum Ausfall der Geschwindigkeitsanzeige geführt hatten. 

Air France habe seinerseits seine Piloten nicht ausreichend über mögliche Probleme im Fall vereister Sonden informiert. Es lasse sich jedoch nicht nachweisen, dass diese Fehler eindeutig der Grund für den Absturz gewesen seien, hatte das Gericht betont.

Zu den 28 deutschen Opfern zählte die damals 31 Jahre alte Verkaufsmanagerin eines Münchner Hotels, Iris G., die ihren Bruder besucht hatte. Der Stuttgarter Modeberater Matthias P. kehrte aus dem Urlaub zurück. Die 44 Jahre Münchnerin Valnizia B. hatte ihre Tochter in Rio besucht, der Potsdamer Architekt Moritz K. ebenfalls in Rio den Star-Architekten Oscar Niemeyer. 

Auch ein Ehepaar mit zwei erwachsenen Töchtern und einer zwei Jahre alten Enkelin aus Fellbach zählte zu den Opfern. Der 44 Jahre alte Harald W. war nach Brasilien geflogen, um Unterlagen für seine bevorstehende Hochzeit zu besorgen.

Für den Berufungsprozess haben sich 281 Nebenkläger gemeldet. Die Gerichtsverhandlung soll bis zum 27. November dauern. Im Fall einer Verurteilung müssen die Unternehmen mit Geldstrafen in Höhe von 225.000 Euro rechnen.